Volltext: Hier spricht der Feind

einer kleinen Anzahl von Flugzeugen ausgeführt, die dazu bestimmt schienen, die 
Brauchbarkeit von Brandbomben zu erproben. Die Zahl dieser Bomben übertraf 
die der hochexplofiblen um das Dreifache. Es wurden insgesamt 20 Menschen ge¬ 
tötet und 54 verletzt, während der Sachschaden dreiviertel Millionen Mark be¬ 
trug. Demgegenüber ist zu sagen, daß die Verteidigung sich inzwischen sehr 
verbeffert hatte. Trotz dieser Verbesserung jedoch war die Aufgabe der ver¬ 
antwortlichen Leiter des Abwehrdienstes nicht beneidenswert. Denn die Zeit 
zwischen den Abwehrvorbereitungen und Versuchen und den Angriffen selbst 
wurde immer kürzer, und wir sahen uns gutgeleiteten Geschwadern von 
Gotha-Bombenflugzeugen gegenüber, die schwere Ladungen von Bomben tragen 
und in großer Höhe fliegen konnten. Ihre Besatzung betrug mindestens drei 
Mann, im Führerflugzeug waren es gewöhnlich vier. Jedes Flugzeug war zur Ab¬ 
wehr unserer eigenen Kampfflugzeuge mit Maschinengewehren ausgerüstet, und 
unsere Flieger bewährten sich noch als die beste Abwehrwaffe. In dieser kritischen Zeit 
entstand ein heftiger Streit über die Munition, die von französischen 75-Millimeter- 
Kanonen unter meinem Kommando benutzt wurde. Es handelte sich darum, ob 
die französischen Kanonen Granaten mit Zeitzündung benutzen sollten, was unsere 
Geschütze nicht konnten. Die verantwortlichen Stellen bestanden darauf, daß die 
Franzosen dafür garantieren sollten, daß die Zündungen funktionierten (und keine 
Fehlzünder London gefährdeten). Da sie dies nicht konnten, wurde der Gebrauch 
von hochexplofibler Munition in französischen Abwehrgeschützen verboten. Die 
offiziellen Stellen waren beruhigt, daß man keine Verantwortung übernommen 
hatte. Ein moralischer Schandfleck aber ist es, daß unsere Abwehrkraft in der 
Stunde der Not vermindert wurde. Dafür mußten die französischen Geschütze 
Schrapnells feuern, deren herabfallende Ladung für die Einwohner von London 
eine größere Gefahr bedeuteten als für den Feind. 
... Der Angriff vom 30. September war noch planvoller angelegt als der in der 
Nacht zuvor und dauerte genau doppelt solange. Zuerst, gegen 7 Uhr abends, 
kamen drei Geschwader aus östlicher Richtung in breiter Front angeflogen. Sie 
flogen in der Richtung über Woolwich und Greenwich, offensichtlich mit dem 
Ziel der westlichen und zentralwestlichen Bezirke von London. Nach ungefähr 
10 Minuten lieferte das mittlere Geschwader einen Angriff auf diesen Bezirk 
und folgte einer Linie genau nördlich der Themse. Das nördliche Geschwader 
kam 10 Minuten später aus der Richtung Islington an. Sobald die Maschinen 
in den Bereich der Abwehrgeschütze gekommen waren, wurde diesen Angriffen gut 
und wirkungsvoll mit Sperrfeuer begegnet. Der Erfolg war, daß die reguläre 
Formation der angreifenden Flugzeuge gestört und weithin zerstreut wurde. 
Auf der Höhe von Hammersmith wurde um 8 Ahr 10 von ihnen eine allgemeine 
Kehrtwendung gemacht, sie flogen südwärts und waren um 8 Ahr 15 auf dem 
Rückfluge. 
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