Volltext: Hier spricht der Feind

„In Gegenwart des allmächtigen Gottes schwöre ich feierlich, daß ich jeden 
Irländer auf jede Art vernichten werde als einen Feind des Vaterlandes, der 
einen meiner Landsleute in die englische Armee treibt.. 
Immer häufiger wurden die bewaffneten Paraden, die oft Konflikte mit der 
Polizei herbeiführten; man fühlte, daß ein einziger Funke genügen würde, den 
heimlich brütenden Brand auflodern zu laßen. 
Aus diesem Zustand wollte Deutschland Nutzen ziehen. Ein Mann englischer 
Herkunft, Sir Roger Casement, früherer Konsul in Rio de Janeiro, sollte unter 
den gefangenen Irländern ein Heer werben, das sich im gegebenen Augenblick 
mit einer deutschen Armee verbinden sollte, um an der irischen Küste zu landen. 
Auch durch amerikanische Iren ließ Deutschland den Sinn Feinern die feierlichsten 
Versprechungen einer ausgiebigen Hilfe zukommen. Am Vorabend des Aufstandes 
von Dublin lief das Gerücht durch das Volk, daß eine deutsch-irische Armee 
landen werde; an verschiedenen Punkten der Küste waren Petroleumdepots er¬ 
richtet; Patrouillen von Sinn Feinern überwachten die hohe See. In Wirklich¬ 
keit war die deutsche Hilfe recht gering. Am 14. April 1916 verließ Sir R. Case¬ 
ment den Kanal von Kiel an Bord eines von einem A-Voot begleiteten Fischer¬ 
dampfers. Der Dampfer enthielt 29 099 Gewehre, Maschinengewehre und 
Munition und wurde von einem deutschen Marineleutnant kommandiert; man 
hatte ihn als Handelsdampfer unter holländischer Flagge fahren lassen. Ein 
erstes englisches Patrouillenboot ließ den Dampfer passieren, da die Papiere in 
Ordnung waren. Das U-Boot war getaucht. Als schon die irische Küste in Sicht 
war, befahl ein zweites Patrouillenboot den Dampfer, ihm zu folgen; als dieser 
nicht gehorchte, wurde er beschossen. Der Dampfer zog alsdann die deutsche 
Flagge hoch und sprengte sich selbst in die Luft. Die Besatzung wurde von den 
Engländern aufgefischt und legte umfassende Geständnisse ab. 
Sir R. Casement war aus einem kleinen Boot mit dem Sergeanten Vailey und 
dem Kommandierenden Offizier des Dampfers geflohen. Alle drei wurden in dem 
kleinen Hafen von Tralee gefangengenommen in dem Augenblick, wo sie in ein 
sie erwartendes Automobil steigen wollten. Sir R. Casement wurde zum Tode 
verurteilt und im August 1916 gehängt; der Sergeant Vailey, der bewiesen hatte, 
daß er Sir Casement gefolgt war, um in die Heimat zu gelangen, wurde frei¬ 
gelaffen. Der deutsche Offizier wurde in einem Gefangenenlager interniert. 
Am 24. April, dem Tage nach der Festnahme Casements, brach der Aufstand in 
Dublin aus; damit zusammen ging ein Zeppelinangriff und ein Bombardement 
der englischen Küste durch leichte Einheiten. Die Aufständischen folgten einem 
genau ausgearbeiteten Plan und besetzten das Hauptstraßenkreuz von Saint 
Stephens Green, das Post- und Telegraphenamt, den Iustizpalast, die zwei 
Hauptbahnhöfe und das Rathaus. Auf diesem wehte eine grün-weiß-gelbe Fahne, 
auf der die Worte standen: IrischeRepublik. Cin Angriff auf das Schloß 
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