Volltext: Hier spricht der Feind

Balkon und von oben wurde er mit Handgranaten empfangen und mutzte nach 
kurzem Kampf der Übermacht weichen. Cr ist ganz gebrochen von seinem Mi߬ 
erfolg, ich tröste ihn und treffe mit ihm Maßnahmen, daß die Barrikade am 
Balkon fest ausgebaut wird. An der Bresche des linken Laufschachts schrien 
einige Deutsche in einem ziemlich reinen Französisch: „Ergebt euch, tapfere 
Franzosen, ihr seid eingeschloffen!" Eine furchtbare Salve antwortet ihnen, 
und die Angreifer steigen die Treppe wieder hinauf, brüllend vor Schmerz und 
Flüche und Drohungen speiend. Einige Leichen bleiben auf dem Platz liegen. 
Am Nachmittag des zweiten Juni ist es dem Feind also gelungen, sich des Nordost- 
und Nordwest-Querganges zu bemächtigen, und er hat sich auf den Dächern 
des Forts fest eingerichtet. Die Schlacht geht weiter in den Schächten, die zur 
Zentralgalerie führen. Ich laffe überall Mauern von Sandsäcken errichten, jede 
dieser Mauern bildet ein zweites Fort im Fort und erfordert eine neue Belage¬ 
rung. Die Verluste des Feindes sind entsetzlich, aber er erhält dauernd frische 
Kräfte; das Fort ist oben und ringsum von ihm besetzt. Ein Versuch auszu¬ 
brechen würde durch das Feuer der Maschinengewehre zum Untergang für uns. 
Unsere Verbindungen mit rückwärts sind ohne Gnade abgeschnitten. Ich schicke 
meine erste Vrieftaubenpost, in der ich die Lage und den Tod des Hauptmanns 
Tabourot melde. Dann treffe ich neue Dispositionen und teile das Fort in 
sechs Abschnitte ein, die durch Barrikaden verteidigt sind. Da ich keine Abteilung 
mehr nach außen werfen kann, wird in den Kasematten, Gängen und Schächten 
der Kamps der Maulwürfe organisiert. Ich hatte einen Anfall von altem 
Tropenfieber gehabt, der aber im Kamps und vor der Gefahr zurückging. Am 
Ende des Tages ließ ich jedem Mann einen Liter Waffer zuteilen, da ich mich 
auf die Richtigkeit der schriftlichen Angaben über die vorhandene Waffermenge 
verließ. Aber ich mußte die Ration bald sehr verringern, die Wafferreserve 
war viel geringer als angegeben, und das kaum trinkbare Waffer mußte gereinigt 
und desinfiziert werden. 
Wir sind beim dritten Juni. Bei Tagesanbruch beginnen die Kämpfe 
wieder. Um vier Uhr morgens greifen die Boches im Abschnitt des 
Unterleutnants Albagnac die Barrikade des Beobachtungsturms und die 
Barrikaden des Rundgangs an. Unsere tzandgranatenwerfer antworten 
kräftig den deutschen, die in diesem Kampf Federn laffen. Wir halten unsere 
Stellungen, die Boches werden zurückgeschlagen. Um dreizehn Uhr erneuern die 
Deutschen ihre Versuche an den nämlichen Punkten und ebenso erfolglos. Um 
sechzehn Uhr nehmen sie mit außerordentlicher Halsstarrigkeit den Angriff aus 
die Barrikade beim Beobachtungsturm wieder auf. Diesmal wenden sie wirk¬ 
same Mittel an. Indem sie geballte Ladungen aus die Barrikade werfen, 
verursachen sie ihren Zusammensturz. Die Verteidiger werden unter den Sand¬ 
säcken verschüttet, vom Rauch geblendet, von der Explosion verbrannt. Sie 
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