Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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2. Das alternative, disjunctive, distributive 
Urtheil. 
Jede Bewegung ist eine räumliche Relation, ein Verhältniß, 
dessen beide Seiten Körper sind. Dieses Verhältniß kann ein 
doppeltes sein: entweder bewegt sich nur einer der beiden Kör 
per, oder sie bewegen sich beide zugleich; entweder kann die Be 
wegung nur einem von beiden oder sie muß beiden zugleich zuge 
schrieben werden. 
Wenn die Bewegung nur einem von beiden zukommen kann, 
so ist ein doppelter Fall möglich. Die beiden Körper, welche die 
Correlata der Bewegung bilden, seien A und B; entweder be 
wegt sich A oder B. Wie entscheiden wir, welcher von beiden 
sich bewegt? Entweder ist unsere Entscheidung beliebig oder nicht. 
Ist sie beliebig, so können wir wählen; es ist kein Grund vor 
handen, warum A eher als B der bewegte Körper sein sollte; im 
anderen Fall nöthigt uns ein bestimmter Grund, von dem einen 
der beiden Körper die Bewegung zu bejahen, von dem anderen 
zu verneinen. Im ersten Falle ist das Urtheil alternativ: „ent 
weder A oder B bewegt sich, nimm, welchen du willst!" Im 
zweiten Falle ist das Urtheil disjunctiv: „entweder A oder B be 
wegt sich; aus diesem bestimmten Grunde ist A der bewegte Kör 
per, also B der nichtbewegte." Dagegen ist das Urtheil distribu 
tiv , wenn die Bewegung von beiden Körpern zugleich gilt. 
Das Bewegungsverhältniß wird demnach auf dreifache Weise 
beurtheilt: entweder alternativ oder disjunctiv oder distributiv. 
Das alternative Urtheil erklärt: die Bewegung kann eben so gut 
auf der einen als auf der anderen Seite stattfinden. Wenn ich 
A als bewegt annehme, so werde ich B als nicht bewegt setzen, 
und umgekehrt. Wenn aber von zwei Fällen der eine eben so
	        
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