Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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*) Ebendaselbst. III Hptst. Lehrsatz 3. Beweis. 
in der Bewegung. Wenn sich die materielle Substanz aus 
innerer Ursache bewegte, so wäre die Materie lebendig, so wären 
in ihr Bewegungstriebe und vorstellende Kräfte. Nun ist die 
Materie äußere Erscheinung, Gegenstand bloß der äußeren An 
schauung. Triebe, Begierden, Vorstellungen sind nie Objecte 
der äußeren Anschauung, also können sie auch nie Bestimmun 
gen der Materie sein; in keinem Falle sind sie deren erkennbare 
Bestimmungen *). 
Wir reden von der Materie als Gegenstand der Erfahrung, 
als Object der Naturwissenschaft. Wir reden von ihr nur in 
diesem Sinn. Also kann in diesem Sinn nie die Rede davon 
sein, daß sich die Materie aus inneren Ursachen verändert. Mit 
hin ist die Materie, wissenschaftlich genommen, durchaus leblos. 
Das Gesetz der Trägheit ist gleichbedeutend mit dem der Leblosig 
keit. Es darf darum die Trägheit auch nicht verstanden werden 
als. ein Beharrungstrieb der Materie, als ein positives 
Bestreben derselben, ihren Zustand zu erhalten. 
Sobald die Materie vorgestellt wird als eine von Bewegungs 
trieben und vorstellenden Kräften erfüllte Substanz, so wird sie 
lebendig gedacht. Diese Vorstellungsweise ist Hylozoismus. 
Es ist klar, daß damit jeder wissenschaftliche Begriff der Materie 
und damit alle Naturwissenschaft aufhört. Der Hylozoismus ist 
der Tod aller Naturphilosophie. Hatte Kant vorher die dyna 
mische Naturerklärung der mechanischen, so weit diese atomistisch 
ist, entgegengesetzt, so setzt er hier die mechanische Naturphiloso 
phie dem Hylozoismus entgegen, der bei den Griechen der alten 
Zeit, bei den Italienern des sechszehnten Jahrhunderts, bei Leib- 
niz in der neueren Zeit seine naturphilosophische Geltung hatte. 
Die Atomistik ist nicht nöthig zur Naturerklärung. Der Hylo
	        
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