Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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*) Ebendaselbst. III Hptst. Lehrsatz 2. Anmerkg. 
zige Kennzeichen, woran man die Substanz erkennt, ist in die 
sem Falle unerkennbar. Darum ist von der Seele nicht zu be 
weisen, daß sie Substanz sei; darum gab es keine rationale Psy 
chologie, keinen Beweis für die Unsterblichkeit der Seele. Setzen 
wir die Wesenseigenthümlichkeit der Seele in das Bewußtsein, 
so läßt sich aus der einfachen Natur des Bewußtseins nichts für 
sein beharrliches Dasein schließen. Das Bewußtsein erscheint in 
den Gradunterschieden des Hellen und Dunkeln. Es läßt sich 
denken, daß es in abnehmenden Graden zuletzt verschwindet, ohne 
daß irgend eine Substanz dabei vernichtet wird. Es ist ein sehr 
gedankenloser Schluß der dogmatischen Metaphysik gewesen, aus 
der Theilbarkeit der Dinge die Vergänglichkeit, aus der Einfach 
heit das beharrliche Dasein zu folgern. Im Gegentheil, das 
Theilbare ist unvergänglich. Wenigstens ist seine Vernichtung 
auf keinerlei natürliche Weise zu begreifen. Wenn sie geschieht, 
so ist sie ein Wunder. Zertheilung ist nicht Zerstörung, nicht 
Vernichtung, sondern (räumliche) Veränderung der Theile. Der 
Stoff bleibt, die Form allein verwandelt sich. In dem materiel 
len Dasein, in der räumlichen Natur giebt es keine Vernichtung, 
sondern nur Verwandlung, weder Entstehen noch Vergehen, son 
dern nur Metamorphose*). 
II. 
Das Gesetz der Trägheit. 
1. Die äußere Ursache. 
Jede Veränderung hat ihre Ursache. Also hat auch die Ver 
änderung der Materie ihre Ursache. Diese Veränderung ist Be 
wegung. Die Materie ist Raum, ihre Theile sind außer einan 
der, ihre Bestimmungen sind sämmtlich räumlicher, darum äuße
	        
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