Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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reden jetzt von der zweiten Art der Veränderung. Wenn eine 
Materie die Verbindung ihrer Theile unter dem Einfluß einer 
anderen verändert, so kann dieser Einfluß doppelter Art sein. 
Entweder eine Materie verändert die Zusammensetzung der anderen 
durch eindringende Bewegung, oder sie bringt diese Veränderung 
hervor ohne einen solchen äußeren gewaltsamen Eingriff: im ersten 
Fall ist die Veränderung mechanisch, im zweiten chemisch. 
Wenn wir einen Körper durch einen dazwischen getriebenen Keil 
spalten, so wird die Verbindung seiner Theile verändert, diese 
Veränderung ist aber nur mechanisch. Es ist nicht die Eigen 
thümlichkeit des Keils, nicht dessen eigene Kraft, sondern ledig 
lich die Kraft seines Stoßes, die hier die Veränderung bewirkt. 
Wenn aber zwei Körper auch im Zustande der Ruhe wechsel 
seitig die Verbindung ihrer Theile verändern, so ist diese Verän 
derung chemisch. Die verbundenen Theile werden getrennt; die 
chemische Trennung heißt Auflösung, die Theile der einen 
Materie verbinden sich mit den Theilen der anderen. Wenn diese 
so verbundenen Materien wieder getrennt und von einander ab 
gesondert werden, so heißt diese Trennung Scheidung. Die 
chemischen Veränderungen sind Auflösung und Scheidung. Es 
giebt eine absolute Auflösung der einen Materie durch die andere. 
Dann ist jeder Theil der einen mit einem Theile der anderen in 
demselben Verhältnisse verbunden, als die ganzen Körper selbst 
mit einander verbunden sind. Nennen wir den einen Körper das 
Auflösungsmittel, den anderen die aufzulösende Materie, so giebt 
es keinen Theil des einen, der nicht mit einem Theile des anderen 
in bestimmter Proportion verbunden wäre: wir haben in dieser 
chemischen Verbindung einen Körper, der in jedem seiner Theile 
aus den beiden Bestandtheilen des Auflösungsmittels und der 
aufzulösenden Materie zusammengesetzt ist. Der Körper heiße
	        
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