Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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*) Ebendas. II Th. II Abth. §. 76. 77. — Bd. VII. S. 277 
—288. Vgl. §.78.—Bd. VII. S. 292flgd. 
dagegen nur im Begriff gegeben. Das Angeschaute ist das Wirk 
liche, das Gedachte ist das Mögliche: so ist er genöthigt zwischen 
Möglichkeit und Wirklichkeit zu unterscheiden. Soll dieser Ver 
stand das wirkliche Ganze aus den gegebenen Theilen begreifen, 
so verfährt er mechanisch; soll er die gegebenen Theile aus dem 
Ganzen begreifen, so kann er sie nur aus dem Begriff oder der 
Idee des Ganzen ableiten und ist daher genöthigt, teleologisch zu 
verfahren*). 
Damit ist das teleologische Urtheil nach seinem Ursprung 
und seiner Bedeutung vollkommen erklärt. Sein Ursprung ist 
in der menschlichen Vernunft begründet und darum a priori, seine 
Nothwendigkeit ist nur subjectiv, sein Gebrauch empirisch. Es 
bestimmt die Erfahrung nicht, sondern leitet sie nur, den Zu 
sammenhang der Natur in den lebendigen Erscheinungen nach ei 
ner anderen Regel als der des bloßen Mechanismus zu denken 
und dadurch den verborgenen Naturgesetzen auf die Spur zu kom 
men: es ist in Rücksicht der Natureinsicht kein bestimmendes, 
sondern ein heuristisches Princip. 
Es bleibt nur eine Frage noch übrig, um die Lehre vom 
Zweck zu beschließen. Das Princip der natürlichen Zweckmäßig 
keit in seinem objectiven Verstände ist genau bestimmt und gegen 
die Widersprüche geschützt, die aus dem Gesichtspunkte der mecha 
nischen Erklärungsweise dagegen vorgebracht werden; es ist in 
seiner kritischen Stellung vollkommen befestigt. So ist von hier 
aus noch der philosophische Gebrauch dieses Princips in seinem 
ganzen Umfange zu bestimmen, die Anwendung desselben auf 
dem Gebiete der Philosophie: die Methode des teleologischen Ur 
theils.
	        
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