Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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*) Ebendas. II Th. II Abth. §. 74 u. 75. — Bd. Vit. 6.271 
—277., 
wir sie jemals aus mechanischen Entstchungsgründen ableiten 
können. „Es ist für Menschen ungereimt, auch nur einen solchen 
Anschlag zu fassen oder zu hoffen, daß noch dereinst ein Newton 
aufstehen könne, der auch nur die Erzeugung eines Grashalms 
nach Naturgesetzen, die keine Absicht geordnet hat, begreiflich 
machen werde, sondern man muß diese Einsicht den Menschen 
schlechterdings absprechen *)." 
Also der Grund zum teleologischen Urtheil gegenüber den 
lebendigen Körpern liegt lediglich in der Verfassung des mensch 
lichen Verstandes, in den Bedingungen, worin sich der mensch 
liche Verstand von einem anderen Verstände unterscheidet. Unser 
Verstand ist discursiv, er geht von Theil zu Theil und bildet so 
den Begriff des Ganzen, er kann das Ganze nur aus den Thei 
len begreifen oder zusammensetzen, er kann das reale Ganze nur 
vorstellen als Product der zusammenwirkenden bewegenden Kräfte 
der Theile. Dieser discursive Verstand kann demnach die Er 
scheinungen nur mechanisch begreifen. 
Jetzt setzen wir den Fall, daß einem solchen Verstand eine 
Erscheinung begegne, in welcher das Ganze nicht durch die Theile, 
sondern umgekehrt die Theile durch das Ganze bedingt sind, in 
welcher das Ganze die Form und Verknüpfung der Theile be 
stimmt; wir meinen den Fall der organisirten Naturerscheinungen, 
der lebendigen Körper. Hier ist aus der Zusammensetzung der 
Theile das Ganze nicht zu begreifen, hier reicht also die mecha 
nische Erklärungsweise nicht aus; vielmehr wollen in diesem Falle 
die Theile in ihrer Form und Verknüpfung aus dem Ganzen be 
griffen werden, also muß der Verstand in diesem Falle von dem 
Ganzen zu den Theilen fortgehen.
	        
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