Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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schen Weltverstandes oder einer intelligenten Weltursache das 
des „Theismus". 
Damit find alle dogmatischen Systeme, von denen hier die 
Rede sein kann, erschöpft. Die in der Natur wirksamen Ver 
mögen sind Kräfte entweder der Materie oder der Gottheit; ihr 
Träger ist entweder ein lebloses oder ein lebendiges Wesen. So 
sind vier Combinationen denkbar, um den Grund der Dinge zu 
bestimmen: die leblose Materie, der leblose Gott, die lebendige 
Materie, der lebendige Gott. Die beiden ersten bilden den Idea 
lismus, die beiden letzten den Realismus der Zweckmäßigkeit: 
die leblose Materie ist das Princip der Casualität, der leblose 
Gott das der Fatalität, die lebendige Materie ist das Princip 
des Hylozoismus, der lebendige Gott das des Theismus *). 
2. Widerlegung der dogmatischen Teleologie. 
Me diese Systeme sind unmöglich; sie erklären nicht, was 
sie zu erklären vorgeben. Wenn die Ursachen in der Natur plan- 
und zwecklos wirken, so ist die Zweckmäßigkeit in den Wirkungen 
unmöglich, so ist selbst der Schein dieser Zweckmäßigkeit, die 
Vorstellung derselben in uns, nicht zu begreifen, und jener vor 
gebliche Idealismus der Zweckmäßigkeit, den Epikur und Spi 
noza behaupten, ist aus den Grundsätzen beider nicht zu erklären. 
Die Welteinheit ist noch nicht Zweckeinheit; die Einheit der Dinge 
ist noch nicht deren zweckmäßige Verknüpfung, sie erklärt auch 
nicht den Schein einer solchen Zweckmäßigkeit, die eingebildete 
Geltung derselben in uns. 
Der Hylozoismus, wenn er möglich wäre, würde die Zweck 
mäßigkeit in der Natur erklären, aber das ganze Princip des 
Hylozoismus ist unmöglich. Zweckthätige Kraft ist innere Ur- 
*) Ebendas. II Th. IIAbth. §. 72. - Bd. VII. S. 266-67.
	        
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