Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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Handlung: „von der Macht des Gemüths, durch den bloßen 
Vorsatz seiner krankhaften Gefühle Meister zu sein"*). 
2. Medicinische Vernunftlehren. 
Diese Abhandlung ist zugleich Kant's Antwort auf Hufe- 
land's Makrobiotik. Die Makrobiotik wollte die Kunst lehren, 
das menschliche Leben zu verlängern, Krankheiten sowohl abzu 
halten als zu heilen; in der ersten Rücksicht ist sie Diätetik, in 
der anderen Therapeutik. Es begreift sich, daß der heilsame 
Einfluß des Willens auf dem Gebiete der Diätetik besonders ein 
heimisch ist; die Heillehren der Vernunft sind mehr diätetischer 
als therapeutischer Art. 
Hier giebt Kant die treue Abschrift seiner eigenen uns be 
kannten, wohlüberlegten Lebensordnung. Der erste diätetische 
Grundsatz betrifft die Nichtverweichlichung, die Abhärtung des 
Körpers in Rücksicht der Wärme, des Schlafs, der gemächlichen 
Pflege überhaupt. Zu dieser Abhärtung gehört die geordnete 
Diät und der feste Wille. Es giebt aber auch gewiffe krankhafte 
Empfindungen, von denen man sich nur befreien kann durch den 
festen Willen, ihnen nicht nachzugeben. Läßt man sich von 
ihnen beherrschen, so entsteht die Hypochondrie, das ewige Grü 
beln über den Sitz des Uebels, den man überall sucht und nir 
gends findet. Gegen die Grillenkrankheit, zu der Kant selbst 
eine natürliche Anlage hatte, hilft allein der feste Vorsatz, nicht 
an die Sache zu denken. Auch gegen schmerzhafte Empfindungen 
spastischer Art, die ihn am Schlaf hinderten, bot er den Willen 
auf, lenkte seine Aufmerksamkeit auf ganz andere, gleichgültige 
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*) Ebendas. III Abschn. Streit der philos. Fac. mit der medici- 
nischen. — Bd. I. S. 298 flgd.
	        
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