Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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stehen, so müßte diese unendliche Menge von Theilen mit dem 
Raum an sich gegeben sein. Nur darin, daß eine unendliche 
Menge gegebener Theile ein begrenztes und vollendetes Ganzes 
ausmacht, liegt die Unmöglichkeit. 
Soll also der Raum und die Materie im Raume möglich 
sein, so gilt der Satz: entweder der Raum ist nicht in's Unend 
liche theilbar, oder der Raum ist nicht eine Eigenschaft der Dinge 
an sich; da er das erste nothwendig ist, so ist er unmöglich das 
zweite. 
Die unendliche Theilbarkeit des Raumes verneinen, hieße 
verneinen, daß der Raum zusammengesetzt und jeder Theil des 
Raumes selbst wieder Raum sei; das hieße den Raum selbst ver 
neinen. Er ist in's Unendliche theilbar. Also bleibt für seine 
Möglichkeit nur der einzige Fall übrig, daß er keine Eigenschaft 
der Dinge an sich, sondern eine bloße Vorstellung bildet; 
daß also auch „die Materie kein Ding an sich selbst ist, sondern 
bloße Erscheinung unserer äußeren Sinne überhaupt, so wie der 
Raum die wesentliche Form derselben." Daß sich aber die Sache 
so und nicht anders verhält, hat die kritische Philosophie in ihrer 
transscendentalen Aesthetik auf das klarste bewiesen; und die 
metaphysischen Anfangsgründe der Naturwissenschaft, vor allem 
die Dynamik, sind ganz in demselben klaren, scharfsinnigen, wis 
senschaftlich und didaktisch vollendeten Geiste gehalten. 
Ist der Raum eine bloße Vorstellung, so ist auch seine un 
endliche Theilbarkeit eine Vorstellung; er muß vorgestellt werden 
als in's Unendliche theilbar: das heißt nicht, er ist in's Unend 
liche geth eilt. Die Theilung kann in Gedanken in's Unend 
liche fortgesetzt werden: das heißt nicht, es sind unendliche viele 
Theile unabhängig von unserer Vorstellung gegeben. Nur auf 
dieser letzten, dogmatischen Annahme beruht jener Widerspruch,
	        
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