Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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*) Ebendas. III St. Allg. Amnerkg. — Bd. V. S. 314 — 
316, S. 315 und 316 Anmerkg. 
dieses Geheimniß ist ein „Mysterium". Wir glauben an das 
höchste Gut, d. h. an eine moralische Weltordnung, vermöge 
deren die vollendete Sittlichkeit die Ursache der vollendeten Glück 
seligkeit bildet. Diese Weltordnung ist eine sittliche Weltregie 
rung , eine solche Weltregierung ist göttliche Wirksamkeit; wir 
glauben an diese göttliche Wirksamkeit, aber wie sie geschieht, 
ist und bleibt uns ewig verborgen: in diesem Punkte liegt das 
Mysterium, in diesem Punkte wird der Vernunftglaube zum 
„Vernunftgeheimniß" *). 
2. Das Mysterium der Wcltregierung. 
(Die Trinität.) 
Die Regierung eines Staates wird gedacht als gesetzgebende, 
ausführende, rechtsprechende Gewalt. Nach dieser Analogie muß 
die göttliche Weltregierung oder Gott in seinem moralischen Ver 
hältnisse zur Welt in diesen drei Formen gedacht merden: als 
Gesetzgeber, Regent und Richter der Welt. Als Gesetzgeber ist 
er absolut heilig, sein Zweck ist die Herrschaft des sittlichen Ge 
setzes in den Herzen der Menschen, das Reich Gottes auf Erden; 
als Regent ist er absolut gütig, er läßt unsere mangelhafte That 
durch die gute Gesinnung ergänzt werden und um der letzteren 
willen als voll gelten; als Richter ist er absolut gerecht, seine 
Gnade will verdient sein durch die gute Gesinnung. 
Die drei menschlichen Staatsgewalten können wir als Be 
dingungen eines gerechten Staates nur getrennt, dagegen die drei 
göttlichen Gewalten der Weltregierung nur vereinigt denken: 
als eine Persönlichkeit in drei verschiedenen Beziehungen, als 
„die dreifache moralische Qualität des Weltoberhauptes". Diese 
Vorstellungsweise bildet die „Trinität des Vernunstglaubens";
	        
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