Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

470 
*) Ebendas. III St. II Abth. - Bd. VI. S. 300-303. 
dingung des radikalen Bösen in der Menschennatur? Hier ist 
keine andere Glaubensgrundlage denkbar als die rein moralische, 
hier sind zur Erlösung keine anderen Bedingungen denkbar als 
die Wiedergeburt, das beharrliche Fortschreiten im Guten, die 
erlösende Strafe, das stellvertretende Leiden, der praktische 
Glaube an das radical Gute. Wenn man mit diesen Glaubens 
vorstellungen die geschichtlichen Religionen vergleicht, so leuchtet 
ein, mit welcher von allen die kritische Philosophie übereinstimmen 
wird im Kern der Sache: entweder mit keiner oder allein mit 
der christlichen*). 
2. Die christliche Kirche. 
Erst aus dem Christenthume entspringt die allgemeine Kirche; 
nur von dieser Kirche giebt es eine welthistorische Vorstellung, 
nur die christliche Kirche hat eine weltgeschichtliche Entwicklung, 
weil sie in ihrem Princip angelegt ist auf die ganze Menschheit. 
Darin liegt die innere grundsätzliche Verschiedenheit der christ 
lichen Religion von der jüdischen. Man muß sich über den Grund 
der Sache nicht durch den äußeren historischen Schein so sehr ver 
blenden lassen, daß man das Christenthum für nichts anderes 
ansieht als eine Fortsetzung und bloße Reform der jüdischen Reli 
gion. Vielmehr ist das Christenthum eine vollkommene undra- 
dicale Umwandlung der religiösen Vorstellungsweise, die hier zum 
erstenmal, von allen nationalen und politischen Einschränkungen 
frei, in den moralischen Grund des menschlichen Lebens selbst 
eindringt. 
Seinen geschichtlichen Ursprung hat das Christenthum in 
der Person und dem Leben Jesu. Die erlösende Kraft dieses 
Lebens liegt allein in dem siegreichen Kampfe mit dem Bösen,
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.