Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

434 
sich die Beharrlichkeit der'guten Gesinnung kundgiebt, 3) das 
stellvertretende Leiden, d. h. die Uebernahme und das Dulden 
der Uebel (welche die gute Gesinnung nothwendig nach sich zieht) 
als eine durch die alte Sündenschuld verdiente Strafe. 
II. 
Der Kampf des Bösen mit dem Guten*). 
1. Das Böse als Fürst dieser Welt. 
Auf der entgegengesetzten Seite stehen die Rechtsansprüche 
des bösen Princips, das sich dem guten widersetzt und die Herr 
schaft über den Menschen streitig macht. Das Böse ist in seinem 
Principe dem ewigen Gesetze abgekehrt; es ist der Wille, der 
etwas Anderes begehrt als das Gesetz. Was kann er anderes 
begehren als die Güter der Welt? Wenn der Wille nicht sittlich 
ist, so ist er selbstsüchtig; es giebt kein Drittes. Wenn die Gü 
ter dieser Welt vor allem begehrt werden, wenn der Wille in 
seiner ursprünglichen Richtung diesen Zielen sich zuneigt, so ist 
er böse und zwar radical böse. Es ist diese Sinnenwelt, in der 
allein das Böse sein Reich gründet. Wenn wir sagen, das Reich 
des Bösen sei „diese Welt", so muß der Ausdruck genau verstan 
den werden, um nicht die ganze Sache zu verwirren. Wir reden 
in diesem Zusammenhange nicht von der Welt, sofern sie Object 
der Erkenntniß ist, sondern bloß sofern sie das Object der Be 
gierde ausmacht, nicht der natürlichen und einfachen, sondern 
der zur Maxime erhobenen Begierde, die als die oberste Trieb 
feder in unserem Willen herrscht. Wenn die Begierde nach den 
*) Ebendas. II St. II Abschn. Von dem Rechtsanspruch des bö 
sen Princips auf die Herrschaft über den Menschen und dem Kampfe bei 
der Principien miteinander. — Bd. VI. S. 244—250.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.