Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

417 
>s- das moralische Ideal als unser sittliches Borbild: diesem Object 
)e- gegenüber ist unsere Vorstellungsweise bloß Glaube, dieser Glaube 
)t, ist bloß praktisch, es ist der praktische Glaube an den Sohn Got- 
!g- tes. Und der Rechtsanspruch des guten Princips besteht eben 
>er darin, daß der Sohn Gottes von uns geglaubt werde, daß uns 
)ie das sittliche Ideal gewiß sei, daß wir die Pflicht haben, die- 
n, sem Vorbilde unbedingt nachzufolgen*), 
ich 
H 2. Der praktische Glaube an de» Sohn Gottes, 
t; Der praktische Glaube an den Sohn Gottes darf nichts 
ig enthalten, das unsere Nachfolge aufhebt oder unmöglich macht. 
iie Wenn jenes sittliche Vorbild solche Charakterzüge hat, die von den 
so Bedingungen unserer Natur ausgeschlossen sind, die wir nie er- 
en reichen können, so ist die Nachfolge unmöglich, so verliert unser 
fr Glaube an den Sohn Gottes seine ganze praktische Bedeutung, 
n- so hört er auf, wahrhaft religiös zu sein. Was das sittliche Bor 
is bild ausmacht, ist allein die Gesinnung; was die Gesinnung be- 
N thätigt und offenbart, ist allein der Lebenswandel. Die Gesin- 
ie nung als solche kann nicht erscheinen, sie ist als das Innerste ewig 
ei verborgen, der einzige Ausdruck ihrer Lauterkeit ist das sündlose 
ch Leben. Der Sohn Gottes selbst beruft sich den Menschen gegen- 
r über zu seiner Beglaubigung bloß auf sein Leben: „wer von euch 
l- kann mich einer Sünde zeihen?" Es sind nicht übernatürliche 
n Zeichen, wodurch sich der göttlich gesinnte Mensch kund giebt, es 
u sind nicht Wunder, die ihn offenbar machen; nicht als Wunder 
thäter darf er unser Vorbild sein, denn sonst könnten wir ihm 
>e nur nachfolgen, wenn auch wir die Kraft Wunder zu thun hät- 
n tcn oder empfingen. Der Glaube an den Sohn Gottes als mo- 
r ralisches Ideal ist praktisch, dagegen der Glaube an den Sohn 
n *) Ebendas. Zweites Stück. l Abschn. - Bd. VI. S. 224flgd. 
Tischer, Geschichte der Philosophie IV. 2. Ausl. 2 7
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.