Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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bestimmt, was gut und böse ist; jene verfolgt beide Begriffe bis 
an die äußerste Grenze: das Gute bis zur Vollendung, das Böse 
bis zu seiner Wurzel. Unter dem religiösen Gesichtspunkte han 
delt es sich nicht bloß um den Unterschied des Guten und Bösen, 
sondern um die Vollendung des Guten und um den Ursprung 
des Bösen. Von einer wissenschaftlichen Lösung dieser Fragen 
kann nicht die Rede sein. Die Moral verlangt, daß unter allen 
Umständen das Gute gethan, das Böse unterlassen werde. Auf 
das sittliche Handeln hat es keinen Einfluß, wie wir uns die 
Vollendung des Guten und den Ursprung des Bösen vorstellen: 
diese Vorstellungsweise ist also weder wissenschaftlich noch (im 
engeren Sinn) moralisch, sondern religiös. Hier tritt uns der 
Unterschied des Glaubens von Wissenschaft und Moral deutlich 
entgegen. 
Die erste Frage der religiösen Betrachtungsweise betrifft den 
Ursprung des Bösen. Das ist der erste Punkt, den der Glaube 
aufsucht: die Grund - und Cardinalfrage aller Religion. Die 
Erlösung oder die Vollendung des Guten hat keinen Sinn, wenn 
nicht klar ist, wovon wir zu erlösen sind. Und wovon anders 
sind wir zu erlösen als von dem, was allem Bösen zu Grunde 
liegt, von dem Grunde des Bösen selbst? Daher stellt Kant die 
Frage nach dem Grunde des Bösen an die Spitze seiner Reli 
gionslehre. In neuer Gestalt begegnet ihm hier wieder das 
Problem der menschlichen Freiheit, das schwierigste aller Probleme, 
und er wird noch einmal zu seiner Lehre vom intelligibeln Cha 
rakter zurückgeführt. In dieser ganzen Untersuchung über den 
Ursprung des Bösen, in der Art und Weise, wie Kant alle Schwie- ; 
rigkeiten der Sache einsieht, auseinanderlegt und bemeistert, er 
kennen wir eine jener Leistungen des menschlichen Tiefsinnes, die 
nur den größten Denkern gelingen. Es wundert uns nicht, warum 
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