Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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lehre, die Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft, 
schon erschienen. Man muß sich die besonderen Schicksale zurück 
rufen, welche die kantische Religionsphilosophie im Kampfe mit 
dem Kirchenglauben erlebt hatte, um das Schriftchen, welches 
die Ueberschrift führt: „das Ende aller Dinge", ganz und richtig 
zu würdigen. Der überraschende und feine Contrast, in dem 
Anfang und Ende der Schrift mit einander stehen, macht einen 
fast epigrammatischen Eindruck. Kant beginnt mit der Fernsicht 
nach dem jüngsten Tage, wo die Gläubigen das Ende aller Dinge 
suchen, und endet mit einem sehr deutlichen Hinblick auf die 
Gegenwart, die nach der vorausgegangenen Bestimmung selbst 
wie das Ende aller Dinge aussteht*). 
1. Unitarier und Dualisten. 
Der jüngste Tag wird vorgestellt als das jüngste Gericht, 
an dem sich die göttliche Gerechtigkeit in ihrer Vollendung offen 
bart und jedem zutheilt, was er nach seinem sittlichen Werthe 
verdient hat. Hier trifft den Bösen ewige Strafe und den Tu 
gendhaften ewige Glückseligkeit. Unmöglich können alle selig 
gesprochen werden, sonst wäre entweder Gott nicht gerecht oder 
die Menschen nicht böse. Wenn man sich also das Ende aller 
Dinge als den Zustand einer allgemeinen und ausnahmslosen 
Seligkeit vorstellt, so hat man eine falsche Vorstellung entweder 
von der göttlichen Gerechtigkeit oder von der menschlichen Ver- 
derbniß. In diesem Punkte unterscheidet Kant die „Unitarier" 
von den „Dualisten"; jene setzen das Ende aller Dinge gleich der 
Seligkeit aller, diese setzen es gleich dem jüngsten Gerichte, das 
nach dem Maße des sittlichen Werthes den Einen Verdammnis 
*) Das Ende aller Dinge. (Berl. Monatsschr. Juni 1794.) Ges. 
Ausgb. Bd. IV. S. 391-408. 
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