Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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eine Theodicee im philosophischen Sinn ist unmöglich. Dies« 
Beweis schickt Kant seiner Religionsphilosophie voraus, gleich: 
sam als deren negative Begründung*). 
Eine philosophische Theodicee soll durch Gründe der V» 
nunfteinsicht die Einwürfe heben, die von jeher gegen die Them 
einer göttlichen Weltregierung gemacht worden. Eine göttlich, 
Weltregierung ist plan- und zweckmäßig; nun existirt in di, 
Welt so viel Zweckwidriges: wie reimt sich mit jener Them 
diese Erfahrung? Giebt es keine wissenschaftliche Lösung dich 
Widerspruchs, so giebt es keine philosophische Theodicee. 
Der Widerspruch gegen die zweckmäßige Weltordnung erhell 
sich in dreifacher Gestalt. Wir erklären den Weltzwcck durch dal 
Gute im absoluten Sinn, durch das Gute in relativer Bedw 
tung und durch das richtige Verhältniß beider. Das absoll« 
Gute ist die moralische Gesinnung, das relativ Gute ist das tut 
türliche Wohl, das richtige Verhältniß beider ist die der Tugenl 
angemessene Glückseligkeit (die Gerechtigkeit in derWeltordnungs 
Nun existirt im Widerspruche mit dem Guten so viel Böses ii 
der Welt, im Widerspruche mit dem Wohl so viele Uebel trat 
Leiden, im Widerspruche mit der Gerechtigkeit so viel Mißverhäl! 
niß zwischen Tugend und Glückseligkeit. Das sind die Einwände, 
welche, der letzte am stärksten, gegen die göttliche Weltregieruni 
in die Wagschaale fallen. Das Dasein des Bösen in der Wel> 
streitet mit der Heiligkeit, das Dasein der Uebel mit der Güte, 
das Mißverhältniß zwischen Tugend und Glück mit der Gerech 
tigkeit Gottes. 
Wenn es unmöglich ist, diesen dreifachen Einwand wissen- 
schaftlich zu widerlegen, diesen dreifachen Widerspruch durch Be- 
*) Ueber das Mißlingen aller philosophischen Versuche der Th« 
dicee. (Berl. Monatsschrift. Septbr. 1791.) Ges. Ausgb. Bd. YI 
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