Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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monstrirt; Jacobi und seine Anhänger verkennen die Grenzen 
zwischen Anschauung und Verstand, indem sie ein höheres in- 
tellectuelles Anschauungsvermögen im Gefühl, einen intuitiven 
Verstand geltend machen. Das Uebersinnliche ist nicht erkennbar 
weder durch Demonstration noch durch Offenbarung; dem Ver 
stände fehlt die Anschauung, der anschauende Verstand fehlt in 
der Einrichtung der menschlichen Vernunft. Wenn man auf Un 
möglichkeiten speculirt, so entsteht die Schwärmerei; wenn man 
die Vernunftgrenzen nicht mehr beachtet, so entsteht die Verwir 
rung , womit alle Klarheit aufhört und die Vorstellungen in ein 
dunkles Chaos zusammenfließen, worin niemand mehr weiß, wie 
sich orientiren. 
Dieser Schwärmerei und Verwirrung Einhalt zu thun, 
schreibt Kant gegen beide Richtungen, sowohl die dogmatische 
Metaphysik als die Gefühlsphilosophie, den vortrefflichen Aufsatz: 
„Was heißt sich im Denken orientiren?" Wie finden wir uns 
im Denken, d. i. unter den Gegenständen des Denkens, unter 
bloßen Gedankcndingen, in der intelligibeln Welt, in der „Nacht 
des Uebersinnlichen" zurecht*)? 
Um uns irgendwo zurecht zu finden, müssen wir eine 
Richtung kennen, wonach wir die übrigen bestimmen. Sich in 
den Weltgcgenden zurechtfinden, heißt sich geographisch orientiren; 
sich im Raume zurechtfinden, heißt sich mathematisch orientiren; 
sich in den Vorstellungen und Begriffen zurechtfinden, heißt sich 
*) Was heißt sich im Denken orientiren? (Berliner Monatsschr. 
October 1786.) Ges. Ausgb. Bd. I. Dieser Aufsatz gehört seinem Inhalt 
und seiner Absicht nach ebenso wenig als die „Beurtheilung der Frage: 
was ist Aufklärung" in die Logik, unter deren Titel der Herausgeber 
ihn gebracht hat. Wer aus diesem Titel auf den Charakter beider Auf 
sätze schließen wollte, würde sich eine grundfalsche Vorstellung machen. 
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