Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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Politik fordert, um ihre Interessen zur Geltung zu bringen, die 
Klugheit; die Moral fordert im Namen ihrer Grundsätze vor 
allem Ehrlichkeit. Der Spruch der Politik heißt: „seid klug wie 
die Schlangen!" Der Spruch der Moral: „seid ohne Falsch 
wie die Tauben!" Wenn man beide Gebote in dem einen zu 
sammenfaßt: „seid klug wie die Schlangen und ohne Falsch wie 
die Tauben!" so wäre darin die politische Denkweise mit der 
moralischen vereinigt. Wer die Moral über die politische Klug 
heit setzt und auf die letztere gar keine Rücksicht nimmt, der ur 
theilt: „Ehrlichkeit ist besser als alle Politik!" Wer die Staats- 
klughcit mit der Moral vereinigt, indem er jene nach dem Maße 
dieser bestimmt und einrichtet, der urtheilt: „Ehrlichkeit ist die ; 
beste Politik!" Dann wird man aus politischen Interessen nichts ? 
thun, was zu thun die Grundsätze der Moral unbedingt verbie 
ten ; dann ist die Moral der unerschütterliche Grenzgott, der dem 
Jupiter der Gewalt nicht nachgiebt. 
2. Die Staatskunst der politischen Moral. 
Das Verhältniß zwischen Moral und Politik läßt sich auf ; 
doppelte Weise entscheiden. Es kommt darauf an, welcher von 
beiden Factoren der bestimmende ist, ob die Sittlichkeit oder die 
Staatsklugheit. Entweder macht sich die Politik von der Moral, 
oder sie macht die Moral von sich abhängig: im ersten Fall ist 
die Politik moralisch, im anderen die Moral politisch. So un 
terscheidet Kant „die moralischen Politiker" und „die politischen 
Moralisten". In der Denkweise der ersten ist Moral und Poli 
tik vereinigt; gegen die Denkweise der anderen muß die Moral 
ihren Widerspruch einlegen, denn abhängig gemacht von politi 
schen Interessen, im Dienste des staatsklugen Egoismus, hört 
sie^auf Moral zu sein. Es sind die politischen Moralisten, die 
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