Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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mit dem Tadel Recht behalten. Am wenigsten duldet man die 
Geltung der Theorie im politischen Felde. Hier herrschen aus 
schließlich die Jntereffen, nicht die Ideen. Eine Politik nach 
Ideen ist gar nicht Politik, sondern Moral. Die wirkliche und 
praktische Politik richtet sich lediglich nach den Interessen, welche 
gelten; diese sind die alleinigen Factoren, mit denen die Realpo 
litik rechnet und von jeher gerechnet hat, so weit sie erfolg 
reich d. h. praktisch war. Der allgemeine Gegensatz zwischen 
Theorie und Praxis bestimmt sich hier näher zu dem Gegensatze 
zwischen Moral und Politik, und in dieser Form hat Kant den 
Gegensatz im Anhange zu der Schrift vom ewigen Frieden be 
handelt*). 
Es ist keine Frage, daß in der Politik die Interessen gelten 
müssen, die Interessen der Bürger im Staat, die Interessen der 
Staaten im Leben der Völker. Sie gelten früher und sind mäch 
tiger als die Grundsätze. Auch der strengste Moralist muß diese 
Macht einräumen. Legt doch Kant selbst in der Verwirklichung 
der sittlichen Vernunstzwecke ein sehr nachdrückliches Gewicht auf 
die Macht der Interessen, die unwillkürlich in den Dienst der 
Ideen treten. Es ist die Noth, also das Interesse, welches den 
Staat mitbegründet und die bürgerliche Verfassung nöthigt, die 
Formen der Freiheit und des Rechts anzunehmen, die Völker 
treibt, ihre Verhältnisse rechtmäßig und friedlich zu ordnen. Die 
Macht der Interessen aus dem politischen Leben verbannen, wäre 
eben so Vernunft - als zweckwidrig. Es kann nur die Frage sein, 
ob sie sich den sittlichen Grundsätzen entgegenstellen dürfen? Die 
*) Zum ewigen Frieden. (1795.) Anhang I. Ueber die Miß 
helligkeit zwischen der Moral und Politik in Absicht aus den ewigen Frie 
den. — II. Von der Einhelligkeit der Politik mit der Moral nach dem 
transsc. Begriff des öffentlichen Rechts. — Bd. Y. S. 446—466,
	        
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