Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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schaftsbedürfniß und der erlebten Befriedigung gelten diese ein 
fachen und schlichten Worte: „findet er einen Menschen, der gute 
Gesinnungen und Verstand hat, so daß er ihm sein Herz mit 
völligem Vertrauen ausschließen kann, und der überdem in der 
Art die Dinge zu beurtheilen mit ihm übereinstimmt, so kann er 
seinen Gedanken Luft machen; er ist mit seinen Gedanken nicht 
völlig allein, wie im Gefängniß, sondern genießt eine Freiheit, 
die er in dem großen Haufen entbehrt, wo er sich in sich selbst 
verschließen muß*)." 
II. 
Methodenlehre. 
\. Unterricht. 
Die Tugend ist nicht angeboren; sie wird erworben einmal 
dadurch, daß man sie kennen lernt und deutlich vorstellt, dann 
dadurch, daß man sie übt. Wie man in beiderlei Rücksicht die 
Tugend erwirbt, das ist die „ethische Methode", die zu lehren 
eine Aufgabe der Ethik bildet. Zst die Tugend lehrbar (richtiger 
der Tugendbegriff), so muß auch die Form des sittlichen Unter 
richts methodisch bestimmt werden können: das ist die Aufgabe 
der „ethischen Didaktik". Die Uebungslehre der Tugend nennt 
Kant „ethische Ascetik". 
Es giebt eine doppelte Art des Unterrichts, die akroama- 
tische und erotematische. Bei der ersten verhält sich der Schüler 
nur hörend, der Lehrer vortragend; bei der zweiten wird der 
Schüler gefragt, und der Unterricht hat die Form der Unterredung, 
die entweder dialogisch ist, wenn der Schüler auch fragen darf, 
*) Ebendaselbst. I Th. II Buch. II Hptst. Beschluß der Elemen 
tarlehre. Von der innigsten Vereinigung der Liebe mit der Achtung in 
der Freundschaft. §, 46—47.
	        
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