Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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lischen Weg: daß wir die dankbare Gesinnung recht von Grund 
aus hegen, daß wir von Herzen dankbar sind und uns in dieser 
Gesinnung selbst wohl fühlen. 
Es giebt eine falsche Art, Wohlthaten zu erweisen: wenn 
sie nicht aus reinem Wohlwollen, sondern in der Absicht erwiesen 
werden, Dankbare zu machen und dadurch den Empfänger in 
ein moralisches Schuldverhältniß zu bringen. Diese Absicht ist 
eigennützig; dadurch wird die Wohlthat vergiftet und das Schuld 
gefühl eine Last, welche die dankbare Gesinnung erdrückt. Wenn 
man die Absicht gehabt hat, Dankbare zu machen, so muß man 
sich nicht wundern, wenn diese Absicht fehlschlägt und man am 
Ende den Undank erzeugt hat. 
Die Undankbarkeit ist die pflichtwidrige, unmoralische Art, 
die Schuld der Dankbarkeit zu tilgen oder den Druck dieser Schuld ^ 
loszuwerden. Jedes Schuldgefühl macht uns abhängig. Gegen 
jede Abhängigkeit von einem Anderen rührt sich der menschliche 
Stolz; wenn er sich dagegen empört, so macht er Undankbare. 
Der Stolz ist sehr oft die Ursache des Undankes. Es liegt eine 
gewisse Ungleichheit in dem Verhältnisse des Wohlthäters und 
des Empfängers. Die ächte Dankbarkeit, die von Herzen kommt, 
fühlt diese Ungleichheit nicht. Wenn man erst anfängt, die Uw 
gleichheit zu empfinden, so geräth man in die peinliche, bitten 
Stimmung, die der Undankbarkeit den Weg bahnt. Wo diese 
Ungleichheit am wenigsten fühlbar ist, da sind gewöhnlich die 
Menschen mit ihrer Dankbarkeit am freigebigsten. Die Dank 
barkeit der Nachwelt, der Undank der Mitwelt ist sprüchwört- 
lich. Je näher (nicht dem Blute nach, sondern) in Raum und 
Zeit uns die Wohlthäter der Menschheit stehen, um so mehr sind 
wir geneigt, uns auf gleiche Ebene mit ihnen zu stellen, um so 
unbequemer, drückender erscheint ihre Höhe, umso lästiger wird 
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