Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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deiner Handlungsweise!" Das Verbot ist eng; in dieser Form pmkti 
erscheint die Achtung gegen andere als eine genau bestimmte, voll-; ^ en> 
kommene Pflicht. Wir thun damit nichts Uebriges, nichts Ver- 
dienstliches, sondern nur etwas Schuldiges; wir erweisen damit dürfer 
den Menschen keine Wohlthat, die Dank von der anderen Seite! < 
verdiente. 
Wir sollen die Anderen nie als unsere Mittel ansehen, viel- : j ene s 
mehr ihre Zwecke, so weit es möglich ist, zu den unsrigen ma- 
chen. Der Zusatz: „so weit es möglich ist," enthält eine doppelte P^jch 
Einschränkung. Unsittliche Zwecke dürfen nie die unsrigen wer- Schul 
den. Der sittliche Endzweck jedes Menschen ist die eigene Voll- i 
kommenheit oder die Würdigkeit glückselig zu sein: diesen Zweck : 
der anderen Person können wir nicht zu dem unsrigen machen, 
denn die eigene Vollkommenheit kann jeder nur selbst besorgen; ; 
würdig zur Glückseligkeit kann jeder nur sich selbst machen. Dich j Mhx. 
Würdigkeit ist Sache der Gesinnung, des innersten Menschen xmpfa 
selbst, und hier ist es absolut unmöglich, daß Einer für den An- jhUig 
deren eintritt. Es bleibt daher von den sittlich - berechtigten \ fj c gj> 
Zwecken nur das Wohl des Anderen übrig; die Glückseligkeit ist kreist 
von dem sittlichen Endzwecke nicht ausgeschlossen, sondern mit f stnn 
darin begriffen unter einer gewissen Bedingung. Diese Bedin- bare l 
gung muß der Andere selbst bewirken; zu seinem Wohle dagegen 
können und sollen wir mithelfen. Wenn ich das Wohl des An- jst hw 
deren zu meiner Maxime mache, so ist mein Verhalten gegen den her ui 
Anderen nicht das eines zufälligen Wohlgefallens, sondern eines badmr 
moralisch begründeten Wohlwollens. Das Wohlgefallen ist Nei- wir h 
gung, die auf Affecten beruht, „pathologische Liebe"; das Wohl- Die<L 
wollen ist „praktische Liebe". Diese praktische Liebe verlangt die Diese! 
Lugendpflicht. Wenn die christliche Sittenlehre gebietet: „liebet ; 
eure Feinde!" so fordert sie nicht die pathologische, sondern die ^ -j
	        
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