Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

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hst- genstand der praktischen Vernunft. Es liegt in der Natur der 
> et . Vernunft, daß sie in der Vorstellung ihrer Objecte nicht auf hal- 
>m- dem Wege stehen bleibt, daß sie diese Vorstellung zu einem Gan- 
no; Jen verknüpft und auf ein letztes unbedingtes Princip zurückführt, 
daß sie diese unbedingte Einheit ihrer Objecte verlangt. Darum 
mst muß sich die praktische Vernunft nothwendig den Inbegriff alles 
Guten zum Vorwurfe nehmen. Dieser Inbegriff heiße „das 
ßen höchste Gut". Hier wird die Kritik der praktischen Vernunft zur 
$ Lehre vom höchsten Gut, dessen Erkenntniß in den Moralsyste- 
tt lj. men der Alten als die eigentliche und höchste Weisheit galt; hier 
wird die Sittenlehre, wie sich Kant ausdrückt, zur „Weisheits- 
yi lehre" *). 
Das höchste Gut ist zugleich der Gipfel und Inbegriff aller 
Güter: es giebt außer ihm kein höheres Gut, d. h. es ist von 
allen Gütern das oberste (bonum supremum); es giebt außer 
ihm überhaupt kein Gut, d. h. es ist der Inbegriff und die Voll- 
endung alles Guten (donum consummatum). Das oberste Gut 
iß ist die Tugend, unter allem Guten das einzig unbedingte. Der 
md. Inbegriff alles Guten, das vollendete. Gut, schließt offenbar auch 
ieu t alle bedingten Güter in sich, das Nützliche, Annehmliche, den 
^.befriedigten Lebenszustand, dessen höchsten dauernden Grad die 
, j U Glückseligkeit ausmacht. Wenn also das höchste Gut das vollen- 
(j. bete sein soll, der Inbegriff alles Guten, so muß es bestimmt 
werden als die Einheit von Tugend und Glückseligkeit. Hier 
der stoßen wir auf ein neues Problem. Bisher war die Kritik der 
praktischen Vernunft damit beschäftigt gewesen, Tugend und 
Ge- Glückseligkeit genau und pünktlich zu unterscheiden: das war die 
Aufgabe ihrer Analytik. Jetzt soll sie in der Vorstellung des höch- 
der 
*) Ebendaselbst. I Th, II Buch. Dialektik der rein. prakt. Bern. 
I Hptst. - Bd. IV. S. 225—228. 
Bischer, Geschichte der Philosophie IV. 2. Aust. \ \
	        
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