Volltext: Kant's System der reinen Vernunft auf Grundlage der Vernunftkritik [4. Band. Zweite rev. Auflage] (4,2 / 1869)

127 
:= ' Setzen wir nach Art der Dogmatiker, daß Raum und Zeit, 
tt unabhängig von unserer Vorstellung, den Dingen als solchen zu- 
h kommen, so sind die Dinge an sich in Raum und Zeit, so sind 
i. die Erscheinungen gleich den Dingen an sich, so ist zwischen bei- 
h den keine Unterscheidung möglich, so giebt es nichts von der Zeit 
st Unabhängiges, kein Wesen als Subject der Freiheit, so ist die 
Freiheit schlechterdings unmöglich, schlechterdings undenkbar. 
Also beruht die Lenkbarkeit der Freiheit in ihrem letzten Grunde 
(und mit ihr die Möglichkeit der Sittenlehre) auf der transscenden- 
i- taten Aesthetik. Und wie diese den neuen und eigenthümlichen 
er Gesichtspunkt der kritischen Philosophie bildet, so leuchtet ein, daß 
g, unter allen Systemen die kritische Philosophie das einzige ist, 
ht welches den Begriff der Freiheit möglich gemacht hat; sie macht 
i- ihn möglich, weil sie durch die nothwendige Unterscheidung zwi- 
lt, : scheu Vorstellung (Erscheinung) und Ding an sich den Begriff 
m des intelligiblen Charakters, der intelligibeln Welt entdeckt hat"), 
er 
jt, 4. Gott und Freiheit. 
Die Freiheit gehört unter die Dinge an sich. Hier aber 
>e- giebt es selbst einen Begriff, der die Möglichkeit der Freiheit be- 
n- droht und ihrer Lenkbarkeit widerstreitet. Wenn sie gerettet ist 
en gegen den Widerspruch der Zeit, in der eine unbedingte Causali- 
er- tät keinen Platz findet, so scheint sie verloren gegenüber dem Be 
er- griffe Gottes. Gott vorausgesetzt, giebt es außer ihm kein freies 
an Wesen. Die göttliche „Allgenugsamkeit" fordert, daß er von nichts, 
eit alles von ihm abhängt. Bejaht man das Dasein und die Wirk 
en- samkeit Gottes, so muß man folgerichtig, wie Spinoza gethan 
in hat, die Möglichkeit der Freiheit in der Welt verneinen. 
en *) Ebendaselbst. Kr. Beleuchtung der Analytik d. r. pr. V. — 
Bd. IV. S. 214—217.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.