Volltext: Der Durchbruch am Narew [27/28]

28 
Heft 27/28. Der Durchbruch am Narew 
erbschnittsweiser Verteidigung dienen sollten. Ganz besonders stark 
war naturgemäß die vordere Befestigungszone. In ihr war das 
Gelände bis zu einer Tiefe von 7 Irin in einem bis dahin den an¬ 
greifenden Truppen noch unbekanntem Grade ausgebaut. Fast 
jede Höhe, jedes Waldstück, jede größere und kleinere Ortschaft, 
sogar jedes Vorwerk waren mit Hindernissen, Schützen- und Lauf¬ 
gräben umgeben; überall waren unter einem ungeheuren Aufwand 
von Material Maschinengewehre und Batterien eingebaut. Von 
den rückwärtigen Punkten war neben den Höhen bei Bogate und 
dem Orzyc-Brückenkopf Krasnosielc, das am Gabelpunkte der von 
Mlawa nach Ciechanow, Pultusk und Rozan führenden Chausseen 
gelegene Städtchen Przasnysz ganz besonders stark — man kann 
sagen, festungsartig — befestigt. Schon im Frühjähr 1913 war 
dort erbittert und blutig gekämpft worden. Am 24. Februar hatten 
unsere Truppen den Ort überfallartig genommen und dabei eine 
Beute von 10000 Gefangenen und 20 Geschützen eingebracht. 
Allerdings war die Stadt drei Tage später vor einem über¬ 
mächtigen russischen Gegenangriff wieder preisgegeben worden. 
Die Russen hatten seitdem alles getan, um einem derartigen Vor¬ 
kommnisse für die Zukunft vorzubeugen. Ein Angriff auf Przas¬ 
nysz mußte jetzt sehr viel Blut kosten. 
Die Stärke des russischen Befestigungssystems lag darin, daß 
auf Schritt und Tritt den Angreifer in der tiefgegliederten ersten 
Zone neben dem Frontalfeuer auch das mörderische, unheimliche 
und besonders moralisch stark wirkende Flankenfeuer aus Ma¬ 
schinengewehren und Geschützen erwartete. Alle Anlagen waren 
unleugbar geschickt angelegt und gewandt dem Gelände angepaßt. 
Sie hatten nur eine Schwäche: sie entbehrten fast völlig des 
Schutzes für die Besatzung gegen Volltreffer der Artillerie. Die 
Unterstände schützten, entgegen der sonstigen russischen Bauart, fast 
durchgängig nur gegen Splitter der Granaten und gegen Füllkugeln 
der Schrapnells. Im Vertrauen auf ihre starken Stellungen 
hatten die Verteidiger unter der Einwirkung der furchtbaren, in 
Galizien erlittenen Niederlagen hier ihre Kräfte geschwächt. Er¬ 
hebliche Teile der bisherigen Besatzung rollten auch kurz vor Be¬ 
ginn unseres Angriffes noch nach Süden ab, um das durch die
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.