Volltext: Der Durchbruch am Narew [27/28]

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Heft 27/28. Der Durchbruch am Narew 
mit Brest Litowsk und hinter dem Niemen mit Grodno und Kowno 
unter Einstellung aller bereits an den Weichsel-- und Narew- 
Befestigungen begonnenen Verstärkungsarbeiten gewählt. Nicht 
lange darauf, jedenfalls noch vor dem Kriege, kehrte aber Ru߬ 
land unter dem Einflüsse von Frankreich, das aus Furcht vor 
einem deutschen Angriffe im Kriegsfälle einen röscheren Druck 
seines Verbündeten im Osten anstrebte, zu seinem alten Plan zurück 
und nahm die eingestellten Befestigungsarbeiten der vorderen Linie 
(mit Ausnahme von Warschau) wieder auf. 
Solche Schwankungen verträgt aber die Kriegstechnik nicht. Sie 
ist wie alle Technik von Natur langsam Und schwerfällig,- das ist 
ihre Achillesferse. Sie verlangt, wenn sie im Kriege ihren Mann 
stehen soll, schon im Frieden mehr als jedes andere Wehrmittel 
einen festen und klaren Willen der militärischen Stelle, die sie 
schöpferisch ins Leben ruft. Man kann den Bau von Festungen 
nicht wie eine Kompagnie, Eskadron oder Batterie durch ein ein¬ 
faches Kommando ungestraft in eine neue Bahn lenken. Merk¬ 
würdig, fast rätselhaft ist die Sprengung aller Betonforts der 
Polen-Hauptstadt Warschau, die erst kurz zuvor, Mitte der 90 er 
Jahre, mit vielen Millionen erbaut waren. 
Zusammengefaßt ergibt sich: Kowno und Grodno deckten mit dem 
kleinen Sperrposten Olita die Niemen-Front. Sie konnten, behelfs¬ 
mäßig während des Krieges verstärkt und von einer großen Be¬ 
satzung kräftig verteidigt, jedenfalls längeren Widerstand leisten. 
Die 70 km lange Narew-Bobr-Linie zwischen Lomza und Grodno 
war wegen breiter Sümpfe sehr schwer angreifbar; das gut aus¬ 
gebaute Osowiec sicherte hier den einzigen, das ganze Jahr hin¬ 
durch brauchbaren Abergang über die Niederung und die Eisenbahn 
Lyck—Bialystok. Ein deutscher Vorstoß gegen Osowiec war im Okto¬ 
ber 1914 ergebnislos verlaufen; das gleiche Los hatte ein Angriff 
selbst mit allerschwersten Batterien im Frühjahr 1913 gehabt. 
Die Narew-Linie Lomza—Zegrze war von recht verschiedener 
natürlicher Stärke, aber im wesentlichen durch widerstandsfähige, 
ständige Befestigungen nicht gedeckt. Sie stand einem deut¬ 
schen Einmärsche mit feldmäßigen Mitteln offen. Die Weichsel- 
Front Nowogeorgiewsk—Iwangorod ist, auch ohne ein befestigtes
	        
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