Volltext: Der Durchbruch am Narew [27/28]

Die Kämpfe um den Narew 
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Der neue Erlaß des Generalleutnants v. Falk sollte für viele ein 
Todesgruß sein! 
Der Narew war an der gewählten Abergangsstelle 60—90 m 
breit. Das Wasser reichte einem durchwatenden Manne an der 
tiefsten Stelle bis an Schulter oder Hals; sie lag im Stromstrich 
dicht am feindlichen Ufer, unmittelbar unter der Gewehrmündung 
der russischen Infanterie. Besonders günstige Durchgangsstellen 
(Furten) hatten auch hier nicht vorher erkundet und festgelegt wer¬ 
den können. Das Glück und der alles überwindende ostpreußische 
Mut mußten helfen. Das Gelände auf dem rechten Ufer bis zur 
Chaussee ist abgesehen von den baumbestandenen Ortschaften im 
wesentlichen unbewachsen; es lag unter russischer Sicht und Feuer¬ 
wirkung von den bewaldeten Höhen des linken Ufers her. Auf 
diesem traten lichter Hochwald und dichtes Stangenholz in viel¬ 
facher Abwechselung und bunter Mischung meist unmittelbar an 
den Fluß heran. Eine nicht bewachsene Schlenke zieht sich von 
den Höhen westlich Korczaki in leichter Krümmung fast bis zur 
Furt von Kamionka. Bon den genannten Kuppen aus kann man 
den H/2 km langen, geraden Zug des Narew bis östlich Dobro- 
lenka-Macki einsehen, und von ihnen aus leuchtet der Fluß in 
der Abendsonne Gold wie ein breites glänzendes Silberband. 
Die deutsche Führung hoffte, daß in dem Waldgelände die 
überlegene deutsche Ausbildung und Disziplin im Kampfe Mann 
gegen Mann Sieger bleiben würden. Kam der Stoß zum Stehen, 
so mußte allerdings der stark durchwurzelte Boden das Eingraben 
erheblich erschweren. 
Bald nach Mitternacht 23./24. Juli hatten sich die Truppen auf 
ihren Plätzen zum Abergange versammelt. Eine dunkle, warme 
Sommernacht. Lautlose Stille und atemlose Spannung herrschen. 
Nur reichlich 100 m entfernt steht der Feind. Er hält scharfe, 
kampfbereite Wacht; das tödliche Geschoß im Rohr der Gewehre, 
Maschinengewehre und Geschütze. Gegen russische Hindernisse waren 
ostpreußische Grenadiere, Füsiliere und Musketiere schon oft und 
immer siegreich angestürmt; hier dräuten unbekannte Wasserfluten, 
die keine Artillerie, kein Pionier zerstören konnte. Eine bestinimte 
Uhr für den Abergang war nicht ausgegeben. Die Truppen in vor- 
Meyer, Der Durchbruch am Narew. 8
	        
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