Volltext: Der Durchbruch am Narew [27/28]

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Heft 27/88. Der Durchbruch am Narew 
Reserve-, 38. und 36. Infanterie-Division wirksam hierzu bei. 
Diese Verbände drückten, in entscheidender Richtung aus Wyszkow 
angesetzt und zielbewußt geführt, auf die rückwärtigen Verbindungen 
einer Verteidigung hinter diesem Narew-Abschnitt und zwangen 
die Russen, hinter die starke Prut-Linie zurückzugehen, deren Flügel 
rechts durch den Bagno Pulwy, links durch die Brückenkopf-Be¬ 
festigungen von Serock geschützt waren. Hinter Rozan füllten 
Sumpf, sowie der bewaldete und starke Höhenzug zwischen Dzbondz 
und Chelsty den Narew-Bogen aus; dadurch wurde die Vertei¬ 
digung hier in hohem Grade begünstigt. Wenigstens hier mußte 
stand gehalten werden; aber auch das geschah nicht mit Kraft, 
und deshalb auch nicht mit Erfolg, trotzdem der Abzug von Rozan 
in Nacht und Nebel, still, unbemerkt und deshalb unbelästigt er¬ 
folgt war. Vielleicht hatten die Russen eine so rasche Äberwindung 
des Narew nicht erwartet. Vom 25. abends ab konnten sich die 
Truppen des Zaren nur noch nördlich Rozan bis jenseits Ostro- 
lenka bei der Verteidigung auf den Narew-Abschnitt stützen. 
Ein anderes Bild der Leistungen von Führung und Truppe zeigt 
der russische Angriff vom 26. Juli 1915. Er war zeitlich annähernd 
richtig begonnen, wurde tapfer und hartnäckig durchgeführt, ver¬ 
zögerte den deutschen Vormarsch und legte auch dem Angegriffenen 
schwere Opfer auf. Nach der Lehre vom Kriege kann man einen 
Flußlauf auf verschiedene Arten verteidigen: durch angriffsweises 
Vorbrechen auf das feindliche Ufer, durch Stellungnahme dicht 
am eigenen Ufer mit Erstickung jedes feindlichen Überganges schon 
im Keime und schließlich durch Angriff gegen den im Übergang 
befindlichen Gegner, wenn er die Brücken als gefährliche Engpässe 
im Rücken hat (Blücher an der Katzbach 1813). Die Kriegsgeschichte 
zeigt viele Beispiele aller drei Möglichkeiten. Was im Einzelfalle 
richtig ist, läßt sich allgemein nicht sagen; denn die Kriegführung 
ist eine Kunst und keine Wissenschaft. Für die Front oberhalb 
Rozan hatten die Russen freiwillig und von vornherein die zweite 
Art gewählt; auf der Front Pultusk—Rozan blieb in der Zwangs¬ 
lage, in die man durch die Schnelligkeit des deutschen Vormarsches 
und Ansturmes versetzt war, nur die dritte Möglichkeit. Kraft¬ 
volle Maßnahmen waren unbedingt nötig; denn bereits standen
	        
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