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Gründe für den Arbettsunterricht. 15 
Thätigkeit setzt; und die turnerische Gymnastik wirkt wesent- 
lich durch die kräftige Anregung der Muskelthätigkeit. Jene 
das Hirn entlastende Nervengymnastik ist aber in unserem 
nervösen Zeitalter eiu unersetzliches Mittel für die Herstel- 
lung des gestörten Gleichgewichts zwischen Körper und Geist, 
ein unvergleichlicher Gewinn für die Diätetik der Seele.! 
Eigentlich müßte ich hier in die vielberufene Überbür- 
dnngsfrage eintreten. Mag man aber auch diese Über- 
bürdung bejahen oder verneinen, soviel scheint sicher, daß 
in der heutigen Schule die körperliche Entwicklung, die 
Übung der Sinne vernachlässigt wird über der Kultur des 
Verstandes. Vielleicht verlangt die Schule nicht zu viele, 
aber zu einseitige Arbeit von ihren Zöglingen; sie scheint 
mit den Ansprüchen an die Leistungsfähigkeit des jugend- 
lichen Geistes an einem Punkte angekommen, wo eine weitere 
Steigerung kaum mehr möglich, sondern vielleicht eher 
Umkehr geboten ist. Jedenfalls sind die Stimmen beachteus- 
wert, welche es betonen, daß unsere heutigen Schüler sich 
nicht mehr ausleben dürfen, daß sie keine frische, fröhliche 
Jugend mehr haben, daß unsere öffentliche Erziehung nur 
durch den Unterricht, durch die Übermittlung großer Mengen 
von Kenntnissen zu wirken suche, daß die Erziehung zu festen 
Charakteren, die Bildung eines sittlichen Willens zurückstehe 
hinter dem Aueigueu von Wissensstoff. 
Es ist ein bekannter Satz der Pädagogik, daß ehe irgend- 
welcher unterrichtliche Einfluß auf das Kind ausgeübt werden 
kann, alle physischen Bedürfnisse desselben befriedigt sein 
müssen. Man wird aber nicht versuchen dürfen, alle Maß- 
nahmen der heutigen Schule auf diesen Grundsatz hin zu 
prüfen. Eine Klasse beispielsweise, welche ermüdet und 
abgespannt sich anschickt, nach vier Unterrichtsstunden eine 
fünfte über sich ergehen zu lassen, wird sicherlich nicht in 
Bezug auf die Versorgung der jungen Lungen mit hin- 
reichender Menge von frischer Luft, in Bezug auf die dem 
Körper notwendige Bewegung und auf deu diätetischen 
Wechsel der Anstrengungen als vollauf befriedigt angesehen