Volltext: Katechismus des Knabenhandarbeits-Unterrichts

Gründe für den Arbeitsunterricht. 11 
berechneten Kurven und Flächen höherer Ordnung in Gips- 
Modellen anschaulich zu machen, dort, wo das Zeichnen in 
der Ebene kein ausreichendes Mittel der Darstellung war. 
Und ein angesehenes Mitglied der medizinischen Fakultät, 
eiu pathologischer Anatom, äußerte sich einmal mir gegenüber 
in dem Sinne, daß, ganz abgesehen von dem rein verbal 
eingeprägten Wissen, auch das durch die Anschauung ge- 
wonnene für den angehenden Mediziner nicht genüge; hierzu 
müsse die methodische Zerlegung des Naturobjektes mit dem 
von geschickter Hand geführten Messer kommen. Darnach 
bleibe aber noch immer übrig, daß der Student den zer- 
störten Organismus im Geiste wieder aufbaue, und erst 
dann besitze er eine sichere Kenntnis der Formen und ihres 
Zusammenhanges, wenn er im stände sei, sie zeichnerisch oder 
noch besser räumlich in Thon oder Modellierwachs, wenn auch 
nur skizzenhaft, wiederzugeben; und hierfür werde ein me¬ 
thodisch geordneter Handarbeitsunterricht im Thonformen, 
einem Zeichnen im Räume, die beste Grundlage geben. 
Ein Gleiches gilt von dem Eindringen des Prinzipes 
der Betätigung in den Unterricht der höheren und der 
Volksschulen. Was sich oben auf den Höhen des wissen- 
schaftlichen Unterrichts vollzieht, das senkt sich auch hinab 
in die Thäler. Jener methodische Fortschritt muß allmäh- 
lich auch als eine Errungenschaft für die Schnle hervortreten, 
diese wird sich auf die Dauer der Anwendung des Grund- 
fatzes von der Betätigung des Schülers nicht entziehen 
können , und es fehlt nicht an Anzeichen, daß ein solcher 
Wandel im Anzüge sei. 
In der Geographie beseitigt man das tote Namen- 
und Zahlenwissen; man führt den Schülern eine Menge 
vortrefflicher Anschauungsmittel vor, geht aber auch hier von 
der Anschauung zur Erfahrung über, indem man auf Schüler- 
ausflögen die Kenntnis wirklicher geographischer Objekte, 
wie Quelle, Wasserscheide, Bach, Thal, Gipfel, Kuppe,' 
Hügelrücken 2c., kennen lehrt, und durch Wiedergabe der 
Schulreise auf der selbstgezeichneten Karte oder im selbst¬
	        
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