Volltext: Katechismus des Knabenhandarbeits-Unterrichts

10 Gründe für den Arbeitsunterricht. 
Ist in dem Handarbeitsunterricht die intensivste Aus- 
Prägung der Idee von der Betätigung des Kindes gegeben, 
so greift dieselbe aber auch sonst als Prinzip in den übrigen 
Unterricht hinüber und durchdringt natürlich vor allem die 
Unterweisung in den realistischen Fächern. Dieser Umschwung 
durch das neue Prinzip hat sich denn von oben bis unten 
vollzogen, von den höchsten Bildungsstätten, den Univer- 
sitäten, bis zur Volksschule und dem Kindergarten. Der 
Schwerpunkt der Universitätsarbeit liegt heutzutage nicht 
mehr im Nachschreiben in den Auditorien, sondern in der 
produktiven Arbeit in den wissenschaftlichen Anstalten, den 
Laboratorien, physikalischen, pathologischen, hygienischen und 
anderen Instituten, wo die Studenten nicht durch Hören, 
sondern durch die eigene Bethätigung lernen. 
Welche Umgestaltung hat nicht neuerdings durch den 
Fortschritt zuAnschauung, Experiment und Selbstbethätigung 
das medizinische Studium erfahren! In den dreißiger und 
vierziger Jahren begann man zuerst, den jungen Mediziner 
nicht mehr in den Hörsälen, sondern vorwiegend am Sezier- 
tisch und in den Kliniken zu bilden. Noch aber wurde in 
der ersten Zeit mehr die Anschauuug als das praktische 
Handeln von der Umgestaltung betroffen. Später jedoch 
vollzog sich die Umwandlung völlig im Sinne der Bethä- 
tigung derStudenten in einer großen Anzahl von praktisch- 
wissenschaftlichen Instituten. 
Aber auch bei den Theologen, Philologen und Juristen 
hat sich der Schwerpunkt der studentischen Arbeit aus dem 
Kolleg in die wissenschaftlichen Seminarien und Gesellschaften 
verlegt, welche dem Studierenden in seiner Wissenschaft 
durch produktives Lernen vorwärts zu schreiten 
Gelegenheit geben. Ja, es giebt Beispiele, daß auch die 
abstrakteste aller Wissenschaften, die Mathematik, auf derHoch- 
schule zu solcher produktiven, darstellenden Arbeit heraus- 
fordern kann. Ein hervorragender Mathematiker an der 
Leipziger Hochschule hatte neben dem Hörsaale eine Mo- 
dellierwerkstätte. Er veranlaßte seine Schüler, die von ihnen
	        
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