Volltext: Katechismus des Knabenhandarbeits-Unterrichts

Gründe für den ArVeitsunterricht. 9 
Wesen und seinen Lebensschicksalen nicht vergönnt, diese 
Konsequenz seiuer pädagogischen Reform zu ziehen; den 
Weg dazu hat er aber deutlich gezeigt. Fröbel, sein Schüler, 
ist ihn zuerst gegangen, und was dieser für das frühe 
Kindesalter begonnen hat, das setzen wir für das schul- 
Pflichtige Knabenalter fort, dies ist der Kern der Be- 
strebungen für die Knaben-Handarbeit. So kommt denn 
zur Erfahrungswissenschaft der Erfahrungsunterricht. 
Und genau wie jene durch die Anschauung bewirkte 
Reform des Unterrichts in doppeltem Sinne wirksam war, 
als neues Prinzip und als Unterrichtsfach, genau so geht es 
mit der Forderung, daß das Kind sich bethätigen solle. 
In höchstem Maße wird ihr entsprochen in dem eigentlichen 
Handarbeitsunterrichte; hier erscheint das Prinzip gleich- 
sam verdichtet, niedergeschlagen zu einem besonderen Unter- 
richtsfach. Aber auch die beiden nächstjüngeren Unterrichts- 
fächer, das Zeichnen und Turnen, stehen auf demselben 
Boden, auch sie siud ohne Betätigung des Kindes nicht 
denkbar. Wollte man das Turnen nach scholastisch gelehrter 
Art treiben, so müßte man theoretische Betrachtungen über 
den Körper und seine Bewegungen anstellen lassen, vielleicht 
auch im Unterricht historisch die Gymnastik der Griechen 
beleuchten. Zum Glück ist aber das Turnen außerhalb alles 
Scholastizismus erwachseu, es ist hervorgegangen aus dem 
vollen frischen Leben, aus der Forderung nach deutsch- 
nationaler Wehrhaftigkeit. Vater Jahn kümmerte sich, als 
er in der Hasenheide mit seinen Jungens turnte, gar nicht 
um die theoretische Schule, und diese nahm erst ziemlich spat 
von seinem Turnen Kenntnis. Auch das Zeichnen ist ohne 
Betätigung des Kindes, ohne Übung vornehmlich des 
Auges nicht denkbar. Ästhetisch-philosophische Betrachtungen 
helfen hier nicht, das Kind muß eben sehen, und seine Zeich- 
ftung ist nichts als die Quittung, die es über das Gesehene 
ausstellt. Als dritter im Bunde schiebt sich nun zwischen 
das Turnen und das Zeichnen die Handarbeit als eine neue 
Form des Bethätigungsunterrichts ein.
	        
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