Volltext: Katechismus des Knabenhandarbeits-Unterrichts

202 Beziehungen des Arbeitsunterrichts zu Haus, Handwerk u. Schule. 
Erfolge wieder in Frage zu stellen. Man muß anerkennen, 
daß die heutige öffentliche Schule keinen Raum für ein 
neues Unterrichtsfach mehr hat, und daß, selbst wenn dies 
der Fall wäre, es dem Arbeitsunterricht noch an der voll- 
kommenen Durchbildung gebricht, die dazu notwendig sein 
würde. Damit ist natürlich nicht behauptet, daß eine solche 
Klärung aller noch schwebenden Fragen nicht mit der Zeit 
eintreten könnte, sie ist vielmehr mit Bestimmtheit zu hoffen, 
und ebensowenig braucht erwartet zu werden, daß eine 
allmähliche Umbildung der heutigen „Lernschule" in eine 
solche, die dem Thätigkeitstrieb des Kindes mehr Rechnung 
trägt, völlig ausgeschlossen sei. Welche Fortschritte hat das 
deutsche Volksschulwesen seit seinen Anfängen gemacht! 
Und sollte nun diese Entwicklung ein- für allemal abge- 
schlössen sein? Ich möchte es vielmehr als meine persön- 
liehe Überzeugung aussprechen, daß, jemehr sich die Schule 
aus einer Unterrichtsanstalt zu einer Erziehungsstätte um- 
bildet, der von außen hineinerziehende dogmatische Unter- 
richt, der das Kind zu steter Passivität zwingt, umsomehr 
zurücktreten wird zu Gunsten einer von innen heraus 
entwickelnden, die Selbsttätigkeit des Kindes in Anspruch 
nehmenden Erzieherarbeit. Die einfachste, in ihren Erfolgen 
am klarsten auch vom Kinde selbst zu beurteilende Thätigkeit 
ist aber die praktische; sie soll jedoch keineswegs nur dem 
Erwerb mechanischer Fertigkeiten dienen, sondern mit dem 
Thun das Beobachten und Erfahren verbinden, von ihm 
zum Erkennen fortschreiten. Die Schule als Erziehungs- 
stätte wird je länger je mehr den Wert der Bethätiguug 
des Kindes erkennen und somit auch die praktische Thätigkeit 
der Zöglinge in ihren Bereich ziehen. Sache der Freunde des 
Arbeitsunterrichts ist es nicht, der Schule ein von ihr noch 
nicht gewünschtes Erziehungsmittel aufzudrängen, sondern 
vielmehr die Handarbeit zu einem brauchbaren Erziehungs- 
mittel durchzubilden, das dann, wenn die Zeit dazu ge- 
kommen ist, von der fortentwickelten Schule der Zukunft 
begehrt werden wird.
	        
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