Volltext: Katechismus des Knabenhandarbeits-Unterrichts

Die praktische Ausgestaltung der Idee von der Erziehung zur Arbeit. 81 
Von der Bearbeitung desjenigen Materials, das dem Land- 
mann am ehesten zur Verfügung steht, dem Holze. Die 
Handhabung der Holzwerkzeuge, der Axt und der Säge, 
des Hobels und Bohrers, erfordert körperliche Kraft, also 
konnte man für den schwedischen Slöjd nur Knaben von 
zwölf Jahren an brauchen. Dies ist eine Thatsache, welche 
durch die äußeren Verhältnisse bedingt wird; aber von 
diesen allein darf ein auf allgemein pädagogischer und 
Psychologischer Grundlage beruhender Arbeitsunterricht 
nicht hergeleitet werden. Gerade das jüngere Kindesalter 
muß sich in der Sinnenwelt zunächst zurechtfinden lernen, 
es muß anschauen, beobachten und erfahren, es muß seine 
Gesichtswahrnehmungen durch das Gefühl vervollständigen 
und kontrollieren. Deswegen hat ihm die Erziehung eine 
Fülle konkreten Anschauungsmaterials zuzuführen. Soll 
man damit bis zum zwölften Lebensjahre warten? Doch 
nimmermehr. Je jünger das Kind ist, um so mehr ist es 
solchen konkreten Stoffes für die Bildung von Begriffen 
bedürftig, darum ist gerade hier die Übung der Hände, des 
Auges und der anderen Sinne vor allem am Platze. Mit 
der fortschreitenden physischen Entwicklung lernt der Knabe 
abstrahieren, wird er mehr der verstaudesmäßigen Durch- 
arbeitung des durch die Sinne ihm zugeführten Materials 
geneigt und fähig. In dieser Beziehung hat Fröbel offen- 
bar, indem er mit seinen Arbeiten an die jüngeren Kinder 
dachte, das Richtige getroffen. Sind die Holzwerkzeuge zu 
schwer zu handhaben, und leistet dieses Material der Kinder- 
kraft zu großen Widerstand, nun gut, so suchen wir uns ein 
anderes und finden es leicht im Papier, im Karton und im 
Thon. Geht man anderwärts von dem Arbeitsmaterial 
aus und-sucht sich dafür das passende Knabenalter, so müssen 
wir unsere Schritte pädagogisch abwägend für das des 
Arbeitsunterrichts bedürftige Kindesalter das geeignete 
Material ausfindig machen. Übrigens ist man auch im 
Norden selbst mehrfach bemüht, jenen alleinigen Holzslöjd 
für größere Knaben zu ergänzen und die praktische Arbeit 
Götze, Knabenhandarbeits-Unterricht. 6
	        
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