Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges. 2 (II. / 1930)

werbenden Instinkte 
manifestierten sich 
in einer oft lächer¬ 
lichen Form. Rein 
äußerlich zeigte sich 
in der ganzen 
Frauenwelt diese 
Tendenz schon in der 
zu besonderer Auf¬ 
fälligkeit hinzielen¬ 
den Mode mid in 
einem übersteiger¬ 
ten Schmückungsbe¬ 
dürfnis. Im Gegen¬ 
satz zur allgemeinen 
Verschlechterung 
der wirtschaftlichen 
V erhältnisse—denn 
die Kriegs gewinne 
flössen einer immer¬ 
hin recht klei¬ 
nen Schicht zu — 
brachte der Krieg 
bei den Frauen 
einen höheren An¬ 
spruch an den 
Luxus, haben sie 
prächtigere und kostspieligere Moden eingeführt, den Verbrauch an 
Kleidern, Hüten und Schuhen, an Schmuck, Aufputz, Parfüm und Pelzen 
vermehrt. Keine Mode, sie mochte noch so extravagant und ausschweifend 
sein, wurde abgelehnt, und je mehr sie Gelegenheit bot, die weiblichen 
Reize zu steigern und hervorzuheben, um so begeisterter wurde sie auf- 
Henommen. Zwang doch der Männermangel die Frauen zu den größten 
Anstrengungen, die Konkurrentinnen im Kampf um den Mann auszu¬ 
stechen, zu verdrängen. Selbst häßliche und unscheinbare Männer wurden 
plötzlich begehrt und erfolgreich. Sie konnten von seltsamen Abenteuern 
mit schönen, mondänen Frauen erzählen. Es entstand eine völlige Um¬ 
wandlung der Begriffe. Männer wurden beschenkt, statt Frauen Zuwen¬ 
dungen zu machen; Männer wurden mit Briefen überhäuft, erhielten Ein¬ 
ladungen und Aufforderungen; reiche Frauen luden sich einen ganzen 
Hofstaat von meist jungen Männern, aber auch reiferen ein, verkehrten 
mit ihnen in den teuersten Lokalen und zahlten die Zeche. Nicht selten 
Revanche für Kolumbus 
Die Entdeckung einer neuen Halbwelt in Paris durch amerikanische Seefahrer 
Zeichnung von G. Paris in »La Vie Parisienne«, 1918 
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