Volltext: Sittengeschichte des Weltkrieges. 2 (II. / 1930)

Der Tod und der Kriegskapitalist 
Zeichnung von Albert Hahn in »De Notenkraker«, 1915 
Sohnes oder der Tochter (hie und da auch von ihrem Schandlohn) ab¬ 
hing und der Beginn eines Liebeslebens war nicht mehr schüchtern-an¬ 
mutiges Säuseln im Mondschein, sondern sicheres Greifen nach Frauen¬ 
brüsten und Frauenschenkeln. 
Und das war nicht mehr das Zeichen verworfener Großstadtjugend, vor 
der die Frommen im Lande sich seit jeher bekreuzigt, sondern auch in 
kleinen altfränkischen Landstädtchen, in Dörfern begannen dieselben Er¬ 
scheinungen aufzutreten. Ein sechzehnjähriger Lehrling in einer schwäbi¬ 
schen Kleinstadt von 10.000 Einwohnern rühmte sich, zwei junge Damen 
als Liebhaberinnen zu besitzen, ohne deshalb auf handgreiflichen Flirt 
mit einer Menge anderer zu verzichten. Und in demselben Nest schwängerte 
ein sechzehnjähriger Gymnasiast eine vierzehnjährige Handwerkers¬ 
tochter. Manchmal drängt sich das Bild von dem Wickelkind auf, das mit 
seinen Fäustchen den Maßkrug umklammert, um ihn zu leeren, so sehr 
schien die Erotik der ungesunden, unterernährten, schwachen Kinder¬ 
generation der Kriegsmittelfabriken künstlich aufoktroyiert. 
Die Vermehrung der venerischen Erkrankungen beschränkt sich in¬ 
dessen nicht auf die zwei erwähnten Bevölkerungskategorien. Die Zunahme 
ist eine absolute. Während im Felde Blut und Gut vergeudet wird, beginnt 
9
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.