Volltext: Bozen-Gries und Umgebung [224a]

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Kirche erst den gegen Ende des 14. Jahrh. erfolgten 
Zu- und Umbauten ihre heutige spätgotische Ausführung. 
Der prächtige Turm ist ein Werk des schwäbischen 
Baumeisters Johannes Lutz aus Schussenried, der ihn 
nach dem Brande von 1501 -19 neu aufführte. Ein früher 
vorhandener zweiter Turm hatte infolge von Erdbeben 
starke Beschädigungen erlitten und war, um der Gefahr 
des Einsturzes vorzubeugen, schon 1348 abgetragen 
worden. 
Zwanzig mächtige Säulen tragen die 15 m hohe und 70.5 m lange 
dreischiffige Halle der Kirche, in welcher namentlich die reich verzierte 
Sandstein-Kanzel (1514), der Hochaltar (1716) mit zwölf 
schönen Statuen und einem Altarbilde von Lazzarini, mehrere Bilder 
anderer Altäre von Glantschnigg, dann einige Fresko- und Fenstergemälde, 
die reich geschnitzten Beichtstühle, sowie die grosse 44 Register zählende 
Orgel bemerkenswert sind. 
Hinter dem Hochaltar wurde 1745 die Marienkapelle ange¬ 
baut und auf einem prunkvollen Altäre — 680 Pfund Silber im Werte 
von 48 000 Gulden wurden zu seiner Ausschmückung verwendet — das 
alte Gnadenbild, welches im 12. Jahrh. von einem Fuhrknecht im nahen 
Sumpfe gefunden worden und die Veranlassung zum Bau der Kirche 
gewesen war, aufgestellt. 1787 wurde der Prunkaltar entfernt, das 
Gnadenbild aber ist noch vorhanden und Gegenstand hoher Verehrung. 
Im Chorumgang befinden sich die Grabmäler des Erzherzogs Rainer 
(+ 1858), des Erzherzogs Heinrich (f 1891) und seiner Gemahlin, 
Freifrau von Waldeck. Interessant ist auch ein wappengeschmückter 
Grabstein des tirolischen Oberhofmeisters Johann von Trapp im Innern 
der Kirche und das schöne Marienbild links neben dem Hauptportal, 
ein Freskogemälde eines italienischen Meisters aus dem 15. Jahrh. und 
1886 renoviert, das im Volke unter dem Namen der „Plapper mutter“ 
bekannt ist und bei den Müttern schwer sprechen lernender Kinder als 
zungenlösend in hohem Ansehen steht. 
An dem nach Westen auf den Pfarrplatz mündenden Hauptportal 
prächtig geschnitzte Torflügel mit den vier Evangelisten und dem Bozener 
Wappen, Arbeit eines Bozeuer Meisters von 1521; die Säulen stützen 
zwei Marmorlöwen, italienische Arbeiten aus dem Ende des 15. Jahrh. 
Auf dem Platz südwestlich neben der Kirche das 
im Herbst 1900 errichtete Denkmal für den Kampf¬ 
genossen Andreas Hofers, Peter Mayr, Wirt an der 
Mahr, der am 20. Februar 1810 von den Franzosen an 
der Talfermauer in Gries standrechtlich erschossen 
wurde. Hinter dem Denkmal die alte unscheinbare 
St. N ikolauskirche, die ursprüngliche Pfarrkirche 
der Stadt. In dem angrenzenden kleinen Park befindet 
sich die Leichenkapelle, nebenan der auf allen Seiten 
von Bogengängen umgebene Friedhof, der mehrere
	        
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