Volltext: Die seelischen Wirkungen des Krieges [12]

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schießung zur unabweisbaren Notwendigkeit geinacht haben. 
Er schließt mit den Sätzen: „Soll der Gegner denn die Stadt, 
die Kathedrale, welche der Angreifer in seine Linie aufnahm, 
indem er sie besetzte und für seine Zwecke gebrauchte, aus 
archäologischen Rücksichten schonen? Soll er zulassen, daß der 
Feind unter so ungünstigen Umständen seine eigenen Truppen > 
vernichtet? Das ist doch unmöglich, und darum muß man 
zwar den Krieg, der all dies Elend und diese Zerstörung ver¬ 
ursacht, verabscheuen und verfluchen, aber nicht die, welche aus 
harter Kriegsnotwendigkeit handeln. Das Äemd ist einem 
immer näher als der Rock und auch näher als irgendwelche 
Kunstschätze." 
Man wird diesen Auslassungen nur zustimmen können. 
Am schmerzlichsten hat es in Deutschland berührt, daß 
diese Anklagen in einem Entrüstungsausrufe, der aus Gens, 
der Stadt eines neutralen Landes stammt, wiederholt und ver¬ 
stärkt wurden. Zwei hervorragende schweizerische Künstler, die 
Deutschland genau kennen sollten, da sie einen großen Teil 
ihres Wirkungskreises in diesem angeblich kulturlosen Lande 
gefunden haben, haben diese Schmähungen mitunterschrieben. 
Äodlers monumentales Gemälde: „Der Auszug der Jenaer 
Studentenschaft in den Befreiungskrieg 1813" schmückt unser 
neues Aniversitätsgebäude. Wir jenaischen Professoren sind 
wichtige Vorkämpfer gewesen, um der Äodlerschen Kunst in 
Deutschland Boden zu schaffen. Lodler ist mehrfach unser 
Gast gewesen, er kennt deutsches Wesen, deutsche Kultur und 
Kunstbildung und durste einen solchen Aufruf nicht unter¬ 
schreiben, bevor er nicht die genaueste Kenntnis der Beweg- > 
gründe und des Amfangs der Beschießung erlangt hatte. 
Verzeihen Sie, wenn ich bei all diesen betrüblichen Neben¬ 
erscheinungen des weltgeschichtlichen Ringens der europäischen 
Mächte längere Zeit verweilt habe. Aber Sie werden be- 
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