Volltext: Historisch-geographischer Atlas der alten Welt

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sehen Stämme (JSxijvItcu) der Saracen en (XctQaxrjvoi, Name 
vom arab. Scharlc, d. i. Osten, abgeleitet) wohnten. Hierzu 
gehörte der Natur des Landes und dem Stamme der Einwohner 
nach auch das südliche Mesopotamien bis zum Tigris, welches 
in älterer Zeit auch nur Arabia genannt wird (vgl. §. 35). 
72. Arabia Petraea hiess bei den Griechen seit Alexan¬ 
der nach der Hauptstadt das nordwestlichste Vorland Arabiens 
am obern Ende des arabischen Meerbusens bis zum Mittelmeer 
(wo zwischen den Philistäern oder dem eigentlichen Palaestina 
und Aegypten schon in älterer Zeit Araberstämme genannt wer¬ 
den). Die eigentlichen älteren Bewohner aber waren den Hebrä¬ 
ern enger verwandte, nur uneigentlicl#von den Griechen Ara¬ 
ber genannte Stämme, namentlich in der sogen. Sinai-Halbinsel, 
die Amalekiter, südlicher bis auf die Ostseite des Meerbusens 
die Midiaijiter (späterer Hauptort Madiana), nordöstlicher im 
Gebirge Seft' und bis zu den Grenzen Palaestinas zuerst die Ho- 
riter, dann die Edomiter (nach griechischer Form Idumäer); 
letztere als nächste Verwandte der Hebräer, bildeten hier schon 
ein eigenes Reich, ehe die Israeliten Kanaan eroberten; Hauptst. 
Rekem (aram. Name, bedeutet Fels, daher hebr. mit derselben 
Bedeutung Sela, auch Joktheel, griech. Petra genannt, Ruinen 
Wadi Müsa). Das ganze Land war unter David und Salomo 
dem israelitischen Reiche unterworfen, später auch mehrmals von 
den Königen von Juda beherrscht, während zu Zeiten auch die 
Könige von Moab ihre Macht bis Sela ausdehnten. Der nördliche 
Theil an der Grenze von Moab, wo Bozra (Busera) und Tophel 
(Tafile), wurde auch Gebäl (griech. Gebalene, j. Dschebäl), d.i. 
Bergland, genannt. Hafenort am arab. Meerbusen Elath oder 
Ail a (Aelana); daneben Ezeongeber, von Salomo erbaut. Nach 
dem Falle des Reiches Juda dehnten sich die Edomiter über 
das südliche Palaestina herrschend aus und wurden in diesen 
Wohnsitzen, auf die der Name Idumaea der spätem (macedoni- 
schen) Zeit allein beschränkt wird, Bundesgenossen der Juden 
(vgl. §. 66) und mit ihnen Unterthanen der Römer. Das alte 
edomitische Land am Gebirge Se'ir dagegen wurde in Besitz ge¬ 
nommen von dem arabischen Volke der Nabathäer, deren Reich 
von der Hauptstadt Petra bei den Griechen Arabia Petraea be¬ 
nannt, schon zu Alexander's Zeit mächtig und durch Handel 
blühend war, und sich südlich an der Küste bis Hauara (Leuce 
Come, griech. Uebersetzung des aramäischen Namens, noch jetzt 
Haura) ausdehnte. Von Trajanus unterworfen wurde so zur rö¬ 
mischen Provinz Arabia umgewandelt. 
AEGYPTUS. 
73. Dieser in den europäischen Sprachen gebräuchlich ge¬ 
wordene Name, von den ältesten Griechen nur auf den einzigen 
Fluss des Landes, den Nilus (Ns?Ao£, vielleicht semitischer 
Name: Nahal, d. i. Fluss, altägypt. Aur, kopt.: Eiro oder 
Jarö, d. i. Fluss, daher im A. T. Je or) angewendet, wurde in 
der Folge auch auf das Land übertragen, welche^ mit einheimi¬ 
schem Namen Kemi (X^ia«, d. i. schwarz, zunächst von dem 
schwarzen Boden des Flussthaies), und bei den östlich angren¬ 
zenden semitischen Völkern, namentlich den Arabern (und die¬ 
sen folgend bei allen Orientalen) noch jetzt Misr heisst, wie 
schon bei den Hebräern im A. T., wo der Landesname Miz- 
raim (assyr. Misir, pers. Mudräja) labtet, die Dualform wegen 
der Zweitheilung des Landes in Ober- und Uuter-Aegypten 
(das Nilthal und das ebene Küstenland, namentlich das von den 
(^riechen so benannte Delta); eine natürliche Eintheilung, die 
schon in den ältesten aegyptischen Urkunden (To-res, das Süd¬ 
land; To-mhit, das Nordland) anerkannt wird. 
Das uralte Reich von Ober-Aegypten (Pathrös im A. T., von 
den Griechen nach der Hauptstadt Thebais genannt), wahrschein¬ 
lich mit Einschluss des nördlichen Aethiopiens, scheint der älteste 
Sitz einer, das vierte Jahrtausend v. Chr. weit übersteigenden 
einheimischen Cultur gewesen zu sein, mit der später der Sitz 
der Herrschaft stromabwärts vorrückt. Mit der Theilung in die 
Reiche von This und Memphis (erster König Menes 3893 v. Chr. 
nach Lepsius) ^ beginnt die zusammenhängende und durch Monu¬ 
mente beglaubigte Geschichte und setzt sich bis zur völligen Un¬ 
terwerfung durch die Perser in dreissig zum Theil neben ein¬ 
ander bestehenden Dynastien fort. 
74. Uebersicht der Geschichte. Altes Reich. Wie¬ 
dervereinigung des getrennten Reiches durch die III. memphitische 
Dynastie seit 3650 (Bau der Pyramiden als Königsgräber, Aus¬ 
dehnung der aegyptischen Herrschaft über das benachbarte pe- 
träische Arabien). Unter der XI. bis XHI. Dynastie wird Thebae 
wieder Hauptstadt; von der XII. Dynastie zeichnet sich Sesurtesen 
IL (der ältere Sesostris der Griechen) durch Eroberung von Ae- 
thiopien und Libyen aus, Amenemha HI. durch Anlage eines 
künstlichen Sees zu? Aufnahme der überflüssigen Nilgewässer 
während des Hochwassers (daher P'iom-nte-mere, d. i. See der 
Ueberschwemmung genannt, woraus die Griechen den falschen 
Namen Moeris für den See und den König bildeten), und Erbau¬ 
ung des Labyrinthes und der letzten Pyramiden am See. 
Mittleres Reich. Um 2000 v. Chr. wird die alte nationale 
Blüthe Aegyptens unterdrückt durch den Einbruch semitisch ej 
(wahrscheinlich arabisc her) Hirtenvölker, die sich im Delta fest¬ 
setzen, wo auch ihre Könige (die sogenannten Hyksos, von Hak 
ägypt. ,=■ König, Schasu = Hirten, gewöhnlicher Name der Be¬ 
duinenstämme bei den Aegyptern) als XV. und XVI. Dynastie im 
AFRICA. 
Memphis und Avaris (wahrscheinlich dem späteren Pelusium) re- 
sidiren. Daneben die XIV. Dynastie der thebaischen Könige in 
Oberägypten und Unteräthiopien, tributpflichtig und abhängig 
von den Hyksos; erst ihren Nachfolgern in der XXII. Dyn. ge¬ 
lingt es, die fremden Eroberer um 1670 (König Ahmes) aus Ober¬ 
ägypten und Um 1600 (K. Tutmes III.) auch aus Unterägypten 
zu vertreiben. 
Neueres Reich. Unter der XVIII.— XX. thebaischen 
Dynastie höchste Blüthe und Macht des ägyptischen Reiches. 
Schon Amenhotep HI. (1510 —1475, der sog. Memnon) zieht er¬ 
obernd bis Naharina (Mesopotamien); Seti I. (Sethos, 1453—1394 
Dyn. XIX.) erobert Kanaan, Ram es es II. (der Sesoosis oder 
Sesöstris der Griechen 1394—1328) ganz Vorderasien. Unter Ra- 
meses in. (cPa/u\pin,Tog) um 1277 und Scheschonk (Sisak um 1000) 
die letzten glücklichen Heerzüge nach Asien, dann schnelles Sin¬ 
ken der ägyptischen Macht, deren Sitz jetzt wieder Memphfs 
wird. Unter Pehor (Bocchoris 743) erste Ansiedelungen der Grie¬ 
chen in Aegypten. 705—685 Eroberung Aegyptens durch äthio¬ 
pische Könige (Schebek, Taharka). 
75. Das eigentliche Aegypten, d. i. das angebaute Land oder 
das Nilthal, seit ältester Zeit in Bezirke (voLuov, altägyptisch 
hesp) eingetheilt, von denen 20 (später 22) im eigentlichen Nilthal, 
deren 6 nördlichste nebst dem memphitischen (der in älterer Zeit 
zu Unterägypten gerechnet wurde) in der griechischen Zeit eine 
besondere Abtheilung (daher Heptanomis genannt) bildeten, 
in Unterägypten ursprünglich 14 oder 15, später gleichfalls auf 
22 erhöht. Unter den Ptolemäern wurden auch die in der liby¬ 
schen Wüste liegenden Oasen i^Oacng Aväösig, ägypt. und 
noch jetzt Uah) und die östliche libysche Landschaft mit der 
Oase des Amun - Heiliefhums (Ammonium) und der Küstenstadt 
Paraetonium unter die Nomen aufgenommen. Ausgeschlossen 
blieb davon gegen Süden der Theil des Nilthals unmittelbar süd¬ 
lich von den ägyptischen Grenzstädten und Inseln Elephantine 
und Philae bis zur Insel Tachompso, welcher zwar von einem 
äthiopischen Volke, den Blemmyern, bewohnt, aber seit äl¬ 
tester Zeit Aegypten unterworfen war, und wegen der Länge vo*h 
12 ägyptischen S'chönen von den Griechen Dodecas'chönus, 
ägyptisch To-Kens (noch jetzt Wadi-Kerns) genannt wurde; un¬ 
ter den Römern wurde die Grenze wieder weiter nach Hierasyca- 
minos vorgeschoben, bis Diocletiänus sie nach Syene zurückzog. 
Wie die westliche libysche, so wurde auch die östliche arabi¬ 
sche Bergwüste ursprünglich nicht zum eigentlichen Aegypten, 
ja sogar letztere, wegen.der sie nomadisch bewohnenden arabischen 
Stämme, von den früheren Griechen zu Asien gerechnet; aber die 
durch dieselbe von der Thebais aus zum arabischen Meerbusen 
führende Strasse war nach dort befindlichen Monumenten schon 
um 3000 v. Qhr. von den Aegyptern benutzt (also schon damals 
Seehandel nach dem Osten). Gegen« Nordosten war Pelusium 
wenigstens in der spätem Zeit des ägyptischen Reiches Grenzfe¬ 
stung, doch rechnet man zu Aegypten auch die östlichere Küste 
bis Rhinocolura, wo der Wasserlauf Wadi-el- Arisch, im A. T. 
als „Bach Aegyptens" genannt, die Grenze gegen die syrische 
Küste und gegen die freien nomadischen Araber bezeichnete. 
Die Canalverbindung zwischen dem Nil und dem arabischen Meer¬ 
busen wurde schon von Rameses II., die zwischen demselben und 
dem Mittelmeer von Neku begonnen, doch erst von Darius I. voll¬ 
endet, von Ptolemaeus Philadelphus durch Vertiefung auch für 
grössere Schiffe zugänglich gemacht (Hafenstadt Arsinoe am 
Meerbusen angelegt) und von Trajanus durch einen schon bei 
Heliopolis vom Nil abgezweigten Canal (Amnis Augustus, daher 
der spätere Name dieses Landstrichs.: Augustamnica s. Taf. XVI), 
vervollständigt. 
76. Die bedeutenderen Städte Aegyptens hatten in einheimi¬ 
scher Sprache meist mehrfache, zum Theil dem gewöhnlichen 
Gebrauche angehörige (profane oder demotische), zum Theil aus¬ 
schliesslich dem heiligen Gebrauche vorbehaltene (hieratische) vom 
Cultus der Hauptgötter hergenommene Namen; aus den letzteren 
sind meist durch Uebersetzung in die den Griechen geläufige Be¬ 
zeichnungen der ägyptischen Götter (resp. der den Göttern ge¬ 
heiligten Thiere), die während der griechischen Herrschaft in Ge¬ 
brauch gekommenen Namen (Col. I., besonders im oberen Lande, 
während im Delta überwiegend einheimische Profannamen erhal¬ 
ten blieben) entstanden; die Profannamen haben sich bei der ein¬ 
heimischen, christlich gewordenen Bevölkerung, den Kopten, 
wenig verändert meist bis auf die neuere Zeit erhalten (Col. II., 
daneben in [ — ] die meist in naheverwandter Form gelegentlich 
im A. T. erwähnten ägyptischen Ortsnamen) und sind grösten- 
theils wenig entstellt in den Gebrauch der heutigen, arabisch 
sprechenden Bevölkerung (Col. III.) übergegangen. 
Unter-Aegypten (Delta mit den angrenzenden arabischen und 
libyschen Distrikten): 
Alexandria, früher 
' am See Mareotis 
Canobus 
Hermupolis minot 
Sa'is 
Sebennytus 
Tamiathis 
Tanis 
Pelusium 
Daphne 
Pharbaethus 
Thmuis 
Bus iris 
Bubastis 
Pathumos, Thoum 
Athribis 
Terenuthis 
Letopolis 
Heliopolis (Uebers. 
pe Ka) 
Babylon 
Clysma 
Racotis Rakoti 
Kahannüb 
ti Menhör 
Sai 
Dschemnüt 
Tamiati 
Dschani [Zoan] 
Peremün [Sin] 
Taphnas [Tachpanhes] 
p - Harbait 
ti Müi 
Pusiri 
pi Bast [Beseth] 
pi Tliöm 
Athrebi 
Tereriüthi 
pe S'chem, Büschim 
von An [On] 
Babilün 
Mariut 
DamanJiür 
Sä 
Samanhüd 
Damiät 
San 
Bar amun (Ttne) 
Define 
Harbeit 
Temäje 
Teil Basta 
Atrib 
Terane 
Wasim, Ausim 
Fostäty (Alt-Kähira) 
Kolzum 
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