Aufmarsch der Artillerie.
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buchstäblich die Stiefel an den Füßen faulten. Und die Infanterie-Führer
meldeten immer und immer wieder, daß sie bei ihren Leuten den nötigen
Angriffsschwung durch Dienst am Tage nicht erhalten könnten, wenn
diese fast jede Nacht vorn arbeiten und dazu noch An- und Abmarsch-
wege von 15 km und mehr zurücklegen müßten. Aber die Zeit drängte.
Gewiß hatte das zunächst die Vorarbeiten ausführende und auch später
noch leitende Stellungskorps, das V. R.K., besonders der Komman-
dierende General v. G ü n d e l l und der Kommandeur der Pioniere,
Oberst v. Held, Gewaltiges geleistet, doch der Arbeiten waren für die
kurze Zeit zu viele, der Arbeitskräfte trotz der Heranführung von Zehn-
taufenden von Armierungsjoldaten, Eisenbahnern etc. doch viel zu wenige.
Auch die geologische Beschaffenheit des Landes bereitete ganz besondere
Schwierigkeiten. War es z. B. gelungen, einen bergmännisch angelegten
Stollen einige Meter tief durch die dünne Humusschicht in das harte Fels-
gestern vorzutreiben, so erfoff ein solcher Eingang fast todsicher, sobald der
Stollen nicht belegt und ständig ausgeschöpft wurde.
Die fieberhafte Tätigkeit der höheren Stäbe ruhte auch weiterhin Tag
und Nacht nicht. Um das Vertrauen der Angriffstruppen auf das un-
bedingte Gelingen des Angriffs zu festigen, hielten die den einzelnen Gen.
Kdos. zugeteilten Artillerie-Generale, denen für die erste Angriffshand-
lung die gesamte Artillerie des Korps, auch die Feldartillerie der Divisionen,
unterstellt worden war, vor allen Stäben bis herab zu den Batls.- und
Abtlgs.-Kommandeuren und deren Adjutanten Vorträge über den beab-
sichtigten Artillerie-Einsatz. Wir lassen uns hier beim Gen.Kdo. HL A K.
durch den bereits von dem Durchbruch bei Gorlice—Tornow her mit dem
xour le mörite ausgezeichneten General Ziethen in den Artillerie-
aufmarsch, sowie die Verteilung der verschiedenen Geschützarten auf die
einzelnen Artillerie-Gruppen und Ziele einführen.
Die gewaltigste Leistung dieser ganzen Vorbereitungsperiode ist der
Aufmarsch der „Angriffsartillerie"*). Der Angriffsentwurf des A.O.K. 5
vom 4. 1.16 beginnt mit den Worten: „Der Entschluß, die Festung Verdun
in beschleunigtem Verfahren fortzunehmen, beruht auf der erprobten
Wirkung der schweren und schwersten Artillerie." Dem Gedanken gegen-
über, daß hiermit nur die großen Durchbruchsschlachten im Osten sowie die
Artilleriewirkung bei Bezwingung der belgischen Festungen gemeint sein
könnte, ist in dem „Artilleristischen Angriffsentwurf" mit Recht gesagt:
„Der Angriff auf die Festung Verdun hat im bisherigen Feldzuge, sowohl
*) Die genaue Gliederung der Angriffsartillerie ist in Anlage 3 a—d
wiedergegeben.
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