Soldat des Dritten Reiches / Beilage zum Chemnitzer Tageblatt Nr. 52 / Freitag, den 21. Februar 1936.
Das Ringen zweier Völker
Vor zwanzig Jahren: Verdun / Von Dr. Wilhelm Ziegi
er
Die Landschaft
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Male öer Bezilin >des großen Kampfes um
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Dieser uub öer fWgen^e Aussfatz ftniö mit
Genöhmigunig des Verlages öem sipan>nenlöeu
Buche entnommen.
Wer auf Verdun von der deutschen Grenz«
her zustrebt, der steht nach einem langen Marsch
durch eine dicht besiedelte Ebene plötzlich vor
einem langgestreckten Höhenzug. Steil wie eine
Mauer legt sich dieser quer vor das Gesichtsfeld.
(5s ist der etwa SV Kilometer lange Zug der
Cötes Lorraines, der sich wie ein gigantischer
natürlicher Wall vor den Lauf der Maas und
damit auch der die Festung Verduu schützend vor-
schiebt. Mehr als 100 Meter liegt der Höhen-
rand der „Cöte", wie sie in der Soldatensprache
abgekürzt wurde, durchschnittlich über der Tal-
sohle der Woevre-Ebene. Und die Zinnen die-
fer natürlichen Bastion werden ununterbrochen
von dichtem Wald gekrönt. Tief dehnt sich die-
ser Wald nach rückwärts, fast überall vis dicht
an die schmalen Windungen des Maas-Tales.
Und ans'dem anderen User der Maas erhebt sich
wieder eine ähnliche Kette natürlicher Sperr-
forts, gebildet durch Kuppen, Berge, Schluchten
und Wälder. Bon hier aus also ist! die Festung
Verdun durch die Natur ideal begünstigt. Hier
ist darum jeder frontale Angriff, fast mit Sicher-
heit, zum Scheitern verurteilt. Und hier tief in
der Ebene, nicht weit weg vom Dach der „Cöte",
zogen sich die deutschen Stellungen in der Nord-
Südrichtung, als die Front im Herbst 1914 er-
starrte.
Anders war die Lage im Norden der Fe-
ftung. Hier knickte die deutsche Front, fast im
rechten Wiukel, nach Westen um nnd machte so
Verdun zum ausspringenden Eckpfeiler der
französischen Ostfront, der sich immer wie eine
drohende Schanze auf die deutsche Front rich-
tete. Hier aber, an der Nordfront/ schnitten die
deutschen Schützengräben cntf der Hochfläche der
,>Cüte" quer durch das Wellengelände zu beiden
Ufern der Maas. Dicht am Rande der befestig-
ten Zone öcr Festung, noch im Feuerbereich der
Geschütze ihrer Forts, zog sich der Graben öcr
deutschen Front entlang. Dort hatten sich die
deutschen Truppen im Herbst 1314, als sie die
Festung beinahe schon umzingelt hatten, festge-
bissen, zurückweichend, aber fest an den Gegner
angeklammert. Hier lagen Freund und Feind
ans einem Plateau einander gegenüber. Hier
war darum anch die einzige Möglichkeit für
jeden Feldherrn, der sich diesen Stützpunkt als
strategisches Ziel auswählte, dcu Hebel anzu-
setzen. Denn hier war wenigstens feilt wesent¬
licher Höhenunterschied zu überwinden. Trotz-
dem war auch nach dieser Front Verdun ein von
der Natur selten begünstigter Platz. Auch hier
war es geradezu eine natürliche Festung. Wer
dieses Vorfeld der Festung Verdun rechts und
links der Maas mit eigenen Augen gesehen, bei
jedem Wetter und zn allen Jahreszeiten selbst
„erlebt" hat, der allein wird diese Feststellung in
ihrer ganzes Tragweite ermessen können. Der
französische Schriftsteller Madelin, Mitglied der
„Akademie" und selbst Verdnnkämpser sagt von
dieser Gegend: „Sie ist keine Landschaft, sondern
ein Kampsseld (im camp)." Es ist, als ob die
Natur hier in idealer Vollkommenheit fast alle
Spielarten an Hindernissen für einen Angreifer
angehäuft hätte, die sie in ihrer Schatzkammer
birgt. Schlucht reiht sich an Schlucht, Falte an
Falte, Nase an Nase, kreuz und gner, gerade und
gekrümmt, unberechenbar, nach allen Himmels-
richtungen. Das ganze Terrain besteht fast nur
aus Buckeln, Abhängen und Steilwänden.
Man sucht vergebens einen Platz von we-
nigen Quadratmetern, der eben wäre. Es ist,
als seien die Kuppen, die sich ans der Landschaft
emporwölben, nur dazu da, neue Abhänge und
neues Gefalle für Schluchten abzugeben. Es gibt
keinen freien Blick über freies Feld, und wo es
fo aussieht, da ist cs Trug, denn die Mulden
oder Einschnitte, die zwischen Auge und Ziel lre-
gen, sind dem Auge verborgen. Noch häufiger aber
verdecken breite Waldbänden den freien Blick, die
ebenso unregelmäßig in das Gelände eingestreut
sind. Hoher dichter Buchenwald reckt sich zum
Himmel, ans dem Boden abcr wuchert und kriecht
ein fast undurchdringliches Gestrüpp von Unter-
holz — der richtige französische Wald.
Kärglich, arm ist auch der Boden. Es ist
schwerer, brockiger Lehm. Bei Trockenheit er-
starrt er knochenhart, bei Regen nnd Tauwetter
zerfließt er in zähen Morast. Nur dünn ist die
Ackerkrume. Kaum einen halben Meter reicht
sie hinab, nnd schon beginnt der gewachsene
Stein, Kalkstein oder Fels. Die Namen der
Höhenrücken „Kalte Erde" nnd „Pfefserrücken"
sind sicher kein Zufall. Auch der Mensch hat we-
nig zur Erschließung dieser stiefmütterlich bedach-
ten Landschaft beigetragen.' Kaum eine wirkliche
Straße öffnet den Zugang zu diesem verschlos-
f<nen Winkel. Meist sind es nur schmale Wege
oder Pfade, die ein Dorf mit dem anderen ver-
binden. Trist nnd kahl schauen die wenigen
Dörfer drein, die in den Falten verstreut liegen.
So habeu anch die Menschen dieser Landschaft
nichts zn spenden vermocht, was die Natur ihr
versagt hat. Sie ist weder lieblich uoch froh und
heiter, sondern schwermütig, düster und trostlos.
Mit einem Wort: melancholisch. Sie bedrückt
das Gemüt. Und wenn erstl die Winteryebel
durch die Schluchten wallen, und Stnrm 'und
Regen die Wipfel peitschen, dann kann da dran-
ßen auch den Mann mit starken Nerven ein
Gefühl der Beklemmung befchleicheu. Dann
wandert das Grauen durch die Landschaft.
Hier also, im Norden, sollte der Stoß gegen
die Festung geführt werden, der im Frühjahr
3916 Verdun mit einem Schlage zu einem Begriff
für die ganze Welt machte.
Die Festung selbst war auch technisch auf
der Höhe der Zeit und in bestem Zustand. Rund
20 Forts und 40 Zwischenwerke umgaben sie in
»wem riesigen Quadrat. Sie alle stammten aus
Die einjährige Schlacht
In den letzten Februartagen des Jahres ISIS
begann der große, geivattige Seldenkamps um die
Festung Verdun, der jich bis in den Juni hinein-
zog und große, bedeutende Erfolge der deutschen
Truppen brachte. Slm SS. Februar stürmte die
7. und 8. Kompanie des 24. Infanterie-Regiments
in einem kühnen Sturm die Panzerfeste Douau-
mont und nahm das bedeutende Fort unter Miß-
nchtung eines ergangenen Befehls niit einem
kühnen Handstreich. Die Führer der 7. '.und
S. Kompanie waren Hauptmann Haupt und Ober-
leutnant von Brandis. Im weiteren Verlauf der
Verdun-Schlacht wurde am 14. März die Höhe
„Toter Mann" erstürmt, am 2. Jnni die Panzer¬
feste Vaux nnd am 23. Juni das Panzerwerk
Thiaumont. Der Kampf wurde auf beiden Seiten
mit heldenmütigem Einsatz durchgeführt, und die
„Hölle von Verdun" wird für einige Zeiten ein
Beispiel höchsten heroischen Soldatentums sein.
Rechts: Hauptmann Haupt von der 7 Komp. des
24. Infanterie - Regts., der neben Oberleutnant
y. Brandis den Hauptanteil an > der Erstürmung
hatte.
...
''
Ein Teil der Panzerfeste Douaumont nach der Erstürmung durch die Deutschen
Sie stürmten mit den Douaumont
Oberleutnant t. Brandis mit den Zugführern dler 8. Kompanie. Von links nach rechts: Leut¬
nant Freiherr v. Eynatten, Vizefeldwebel Glanz, Oberleutnant v. Brandis, Feldwebel Würfel und
Unteroffizier -Schneiderei t. Scherl-Bilderdienst M (S)
der Jahrhundertwende. Die wichtigsten Werte i
namentlich an der Nordostfront waren erst kurz!
vor dem Krieg gebaut oder auf den neuesten °
Stand der Technik gebracht worden. Die stärkste f
Stelle der Verteidigung war das Fort Donau-1
mont und der rückwärts von ihm auf Verdun k
zulaufende Höhenrücken „Kalte Erde". Tic-
Festung galt also mit Recht — neben der dent-
schen Festung Metz — als die stärkste Festung ß
der Welt. Aus französischer Seite gehörte fie |
iu den Abschnitt der „Armeegruppe Ost" des k
General Dubail. Ihr Kommandant war derz
General Berr. Auf deutscher Seite lag sie iml
Abschnitt der 5. Armee, deren Führer der Dent-I
sche Kronprinz war. Sein Generalstabschef wart
der General Schmidt von Knobelsdorf.
Das Rätsel Falkenhayn
Das Schicksal öcr Schlacht von Verdun ist
zugleich das Schicksal zweier Feldherren, des
Deutschen, General von Falkenhann, und des!
Franzosen, Marschall Joffre. Beide messen in
dieser Schlacht ihre Kräfte, und beiden wird Ver-
dun zum Verhängnis. Schon dadurch hebt sie sich
von allen anderen Großkämpfen des Weltkrieges,
ab, vielleicht abgesehen von der Marne-Schlacht^
1914. Aber Verdun ist weiterhin die einzige
Schlacht des Weltkrieges, in der zwei Völker
wirklich bis zum letzten Ausbluten ihre Kräfte
Miteinander messen. Es sind obendrein die besten
Soldatenvölker der alten Welt. Daß dieser Zwei-
kämpf zweier Völker von der Daner eines gan-
zen Jahres möglich war, hängt mit ö'em beson-
deren geographischen Charakter der Schlacht von
Verdun zusammen. Es ist sozusagen eine Schlacht
auf der Stelle, die allein durch das Feftungs-
gelände erklärlich ist. Darin liegt das dritte Mo-
ment, das die Schlacht von Verdun ans allen
andern Operationen des Bewegnngs- und des
Stellungskrieges im Weltkrieg heraushebt. Das
ist ihre ganz besondere Eigenart.
Aber uns Deutsche wird immer die Frage
am tiefsten aufrühren, warnm diese Schlacht, die
mit so ungeheuren Opfern immer weiter gespeist
wurde, die auch — mindestens dreimal — bis
dicht an den Tieg herangeführt hatte, zum Schlüsse
doch ergebnislos endete. Denn dreimal stand der
Weg nach Verdun offen. Am 25. Februar, als
die Stürmer des Douaumont sehnsüchtig nach
Norden blickten, in Erwartung der Reserven. Am
8. Juni, als nach dem Falle des Forts Vaux im
Ostabschnitt die Welle endlich in Bewegung gc-
raten war, und schließlich am 10. Juli, als die
berühmte „Lücke" in der französischen Front
zwischen Fort Souville und dem Werk „Kalte
Erde" klaffte. Damals trennte nur ein letzter
Sprung die Angreifer von dem gesteckten Ziel.
Jede Untersuchung über die Antwort auf
diese tiesbewegende Frage mündet immer in der
Persönlichkeit des Feldherrn von Falkenhann,
ebenso wie in der Person seines großen Gegners.
Was wollte Falkenhayn?
Schon die Antwort auf diese Frage ist nicht
einfach. Denn klipp nnd klare Dokumente ans
seinem Munde oder seiner Feder liegen nicht vor.
Er war ein einsamer nnd verschlossener Mensch.
Und selbst von dem einzigen Dokument, das über
seine Absichten Aufschluß gibt, steht nicht ein-
wandfrei fest, ob es wirklich vor der Schlacht von
ihm niedergeschrieben worden ist. Es ist die denk-
würdige Aufzeichnung über seinen Bortrag beim
Kaiser vor Weihnachten 1915. Immerhin sind die
Voraussetzungen, von denen er ausging, deutlich
erkennbar und unumstritten. Und diese Voraus-
fetzungen treffen zweifellos ins Schwarze. Als
Falkenhayn am Ende des Jahres 1313 daran-
ging, sich über seinen Operationsplan im nach-
sten Jahre klarzuwerden, lag eine günstige
Kriegslage vor ihm, anders als im Winter des
Jahres vorher. Ueberall war der Gegner in die
Defensive gedrängt, im Osten durch den genialen
Durchbruch bei Tarnow-Gorlice, im Südosten
durch die mit der Niederwerfung Serbiens er¬
zielte Querverbindnng nach Konstantinopel und
die siegreiche Abwehr des englischen Angriffs ans
die Dardanellen, und schließlich im Westen durch
die abgewiesenen Durchbruchsversuche Jossres in
der Champagne. Diese Wendung des Kriegs-
geschicks war Falkenhayns Verdienst. Er hatte
es dahin gebracht, daß Deutschland die strate-
gische Initiative wieder an sich gerissen hatte.
Jetzt stand er, kraft eigener Leistung, vor der
seltenen Gelegenheit, selbst über den Voraussicht-
lichen Gang des Jahres 191g zu bestimmen. Aus
dieser Konstellation ist sein Operationsplan für
Verdun entstanden.
Daß er gerade auf Verdun verfiel, hatte viel
für sich. Man kann diese Idee fast als bestechend
bezeichnen. Sie war, möglicherweise, ein genialer
Einfall. Denn alle die Prämissen, von denen
Falkenhayn dabei ausging, ließen sich hören. Da
war als erste Voraussetzung seines logischen Ge-
dankengebäudes die Wahl der Westfront. Es gab
jedenfalls keine stichhaltigen Argumente gegen
diese Wahl. Jede Ossensive im Osten gegen Ruß-
land hatte immer mit dem unendlichen russischen
Raum zu rechnen. Bielleicht konnte 'man eine
Offensive in Oberitalien erwägen, so wie sie der
österreichische Generalstabschef Conrad von
Hötzenöorf vorgeschlagen hatte. Aber anch sie hing
von gewissen unberechenbaren Größen ab. Dem-
gegenüber hatte Verdun unbedingt den Vorzug,
daß es ins Herz der feindlichen Front stieß.
Auch die weitere negative Prämisse, mit der
wir bereits in den Kreis der rein militärischen
Erwägungen eintreten, war richtig gesehen. Die
Durchbruchsschlacht war überholt. Diese grund-
legende Erkenntnis, von der Falkenhayn aus-
ging, war zutreffend. Er wollte keine „Durch-
bruchsoperatiou nach dem bekannten Schema",
und er bekennt sich als Gegner des „Massen-
durchbruchs". Darin hat ihm der gesamte Welt-
krieg recht gegeben. Aber es ist fast wie eine
Ironie des Schicksals, daß gerade er von allen
Führern dem Gelingen der „Durchbruchsschlacht"
am nächsten kam.
Was wollte Falkenhayn nun positiv mit sei-
ner „Offensive" vor Verdun? Damit beginnt das
Bereich des 'Problematischen itt seinen Er-
wägungen.
Er wollte zweifellos die „Ausblutungs-
schlacht". Diese Feststellung steht Heute außer
Zweifel. Das heißt, er wollte in erster Linie
Frankreichs Heer bei Verduu zum „Ausbluten"
bringen. Denn er rechnete damit, daß Frankreich
um des Prestiges seiner Festung Verdun willen
genötigt sein würde, den letzten Mann einzu-
setzen, und daß die Verteidiger auf der inneren
Linie, im konzentrischen Feuer öcr deutschen
Batterien, mehr leiden würden als die Angrei-
fer. Er hat noch in seinen Kriegserinnerungen
Ende 1919 an dieser Ueberzengnng festgehalten,
denn er glaubte damals noch an ein Verhältnis
der gegenseitigen Verluste wie 1:2,3. Und er ist
wahrscheinlich anch mit dieser tröstlichen Gewiß-
heit in sein frühes Grab gesunken. Er hat sich
darin gründlich geirrt. Denn das Verhältnis der
gegenseitigen Verluste war fast das gleiche.
Immerhin spricht Falkenhayn in seiner
Weihnachtsdenkschrift auch davon, daß „das Ziel
in unsere Hand fällt". Er hat also auch mit die-
ser Möglichkeit gerechnet. Aber dann ergaben sich
logisch ganz andere Konsequenzen für die An-
läge und Führung der Offensive. Und dadurch
erhält bereits sein ursprünglicher Schlachtplau
etwas Schillerndes, Uneinheitliches. Er nahm
weiterhin an, daß es hier vor Verdun dem An-
greiser freistehen würde, „feine Offensive schnell
oder langsam zn führen, sie zeitweise abzubrechen
oder sie zu verstärken". Er ging vor allem von
dem Grundsatz aus, den gewollten Zweck „mit
beschränkten Kräften" zu erreichen. Auch darin
hat er sich getäuscht. Als das erste Anlaufstadium
der Schlacht überschritten ivar, wurde er zu ihrem
Werkzeug. Am meisten aber fällt auf, daß an
keiner Stelle seine Ueberlegungen von dem Mo-
ment der Ueberraschnng die Rede ist, während
dieses Moment sich dem Leser des Planes Falken-
Hayns als erstes aufdrängt. Darin lag gerade
das Bestechende an diesem Plan, seine Haupt-
rechtsertigung. Und die Entwicklung der Ercig-
nisse am 21. Februar gibt darin recht. Man
steht hier vor einem psychologischen Rätsel. Denn
wenn dieses Moment von vornherein bewußt in
den «chlachtplan einkalkuliert worden wäre, dann
wäre nach aller menschlichen Boranssicht die
Festung im ersten Anlaus genommen worden.
Ein weiterer dunkler Punkt in der Anlage der
Offensive ist die Beschränkung des Angriffs auf
das rechte Maasufer. Auch hier steht man vor
einem Rätsel. Denn an dem Mangel an ver-
fügbaren Divisionen kann öcr gleichzeitige An-
griff auf beiden Maasufern unmöglich gescheitert
sein. Falkenhayn standen im Frühjahr 1916 nnd,
seinen eigenen Worten an „Schlagtruppen" 17 bis
18 Divisionen znr Verfügung, von 26 Divisionen
Heeresreserve insgesamt. Von diesen wurden
tatsächlich nur neun für den ersten Angriff vcr-
wandt.
Der Schlüssel für diese unbegreifliche
Selbstbeschränkung kann allein in der Natur Fal-
kenhayns selbst gesucht werden.
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