Volltext: Die deutsche Offensivschlacht [13/I. Teil] (Band 13 I. Teil / 1926)

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Fehlgriffe. 
zu denken gebenl Sie zwingt den Schluß auf, daß die Ursachen für die 
so furchtbar harte und blutige Gestaltung des Kampfes, der für den An- 
greiser dann doch nicht zum Siege führte, nicht in den bisweilen wohl 
fehlerhaften Anordnungen der Führung oder der hier und dort un- 
genügenden Ausführung durch die Truppe gefunden werden können. Sie 
sind vielmehr in erster Linie in der grundsätzlichen Wandlung begründet, 
welche die Schlachten-Führung und -Durchkämpfung im Verlauf« der 
zurückliegenden Monate erfahren hatte, eine Wandlung, die fo unendlich 
tief und einschneidend war, daß sie im Augenblick des Handelns selber 
gewiß nicht erfaßt werden konnte. 
Sicherlich sind die todesmutigen, von beispiellosem Heldengeiste ge- 
tragenen Angriffe der Truppen, deren Zeuge wir soeben waren, durch die 
außergewöhnlich schwierigen Geländeverhältnisse und die im Feshmgs- 
bereiche besonders wirkungsvolle französische Abwehr allzu häufig um den 
verdienten Erfolg gebracht worden. Ebenso sicher ist es auch, daß, wie im 
Verlaufe der Darstellung hervorgehoben ist, bisweilen Fehlgriffe der 
Führung der Kampftruppe die Erfüllung ihrer Aufgabe erschwert haben. 
Charakteristisch für die Größe der zu überwindenden Schwierigkeiten ist 
jedoch, daß die höhere Führung fast immer gerade deshalb zu diesen Fehl- 
griffen kam, weil sie im Interesse der Truppe eine gewissermaßen zurück- 
haltende Angriffsführung erstrebte. Auf eine solche waren aber die in der 
Friedensschule zu rücksichtslosem Vorstürmen erzogenen Regimenter keines- 
wegs eingestellt. Zu dieser Zeit lag zumeist noch jene Methodik des Vor- 
gehens, die im weiteren Verlaufe des Krieges mehr und mehr zur Regel 
wurde, ihnen völlig fern. Aus dem Drang zum Vorstürmen entstanden nun 
zwar unter günstigen Verhältnissen, wie bei der Eroberung des Forts 
Douaumont, glänzende Erfolge, häufiger aber, wenn der Zufall weniger 
mithalf, erfolglose Todesgänge. Unter ihrem Eindruck lernte die Truppe 
jene niederziehende Ohnmacht kennen, gegen die kein Aufbäumen half, 
solange drüben nur ein einziges, letztes Maschinengewehr, das durch die 
Artilleriebekämpfung sich mit wenigen Bedienungsmannschaften hindurch 
gerettet hatte, seine Geschosse speien konnte. Die Artillerie wird zum un- 
erläßlichen Wegbereiter. Die Wandlung der Schlachtendurchkämpfung voll- 
zieht sich. Die Materialschlacht wütet. Selbst ein selten höchstes mensch- 
liches Heldentum versteht sie zu meistern. 
Und so erwuchs schon in diesen Angriffstagen immer mehr aus der 
Offensiv- die Zermürbungsfchlacht. Es beginnt jene Zermürbung, die, fo 
schwer sie auch in Anbetracht der allgemeinen deutschen Kriegslage rein 
Zahlenmäßig wiegt, zunächst sich doch weniger durch die Höhe der blutigen
	        
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