Volltext: Die deutsche Offensivschlacht [13/I. Teil] (Band 13 I. Teil / 1926)

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Schwere Tage in der Oftwest-Schlucht. 
als auch was Strapazen körperlicher und seelischer Art anbetraf.*) 
Diese Tage an der Ostwest-Schlucht erscheinen den Truppen in der Er- 
innerung schwerer als die Angriffstage vom 22.—26.2. An dem nur 
mit einzelnen Bäumen und Wacholderbüschen bewachsenen Hange konn- 
ten die im jenseitigen Walde versteckten feindlichen M.G. auch die 
geringste Bewegung unter Feuer nehmen, so daß die Leute bei Tage 
fest in ihre Löcher gebannt waren, wo sie schlafend, Briefe schreibend, 
oder zum grauen Februarhimmel emporstarrend die langen Stunden 
verbrachten. Man sah allerdings auch Leute, die selbst in dieser Lage 
die Ruhe aufbrachten, Karten zu spielen. In Schnee, Nässe und 
Kälte erfroren so manchem die Füße. Gegen die überhandnehmenden 
Darmkrankheiten wurde warmer Rotwein verteilt. Auf demselben 
Hange, nur 80 m vor ihnen, lag eine vorgeschobene Linie des Feindes, 
hinter ihnen das Sperrfeuer, durch das in wahren Opfergängen bei 
Nacht das Feldküchenessen herangetragen wurde. Auch vorn traten täg- 
lich Verluste ein. So fielen Lt. d. R. M ü l w e r t, Komp.-Führer 11./117, 
am 1.3., als er von einer Kompagnieführerbefprechung in die Stellung 
zurückging, Lt. d. R. Koch (11./115) in der Nacht zum 3.3. durch Voll- 
treffer in seinem Schützenloch, Hptm. v. Bomhard, 9./115, beim Rück¬ 
marsch aus der Stellung am 4.3. Am 3.3. verlor L./11S allein durch eine 
starke Beschießung den Lt. d. R. Schmitt, durch Granatsplitter am Kopf 
tödlich getroffen, und 18 Mann. Lt. v. W e n z und fünf seiner Getreuen 
lagen eng aneinander geschmiegt in einem Loche, in dem Orkan der 
krepierenden Geschosse die ihnen bestimmte Granate erwartend. Sein 
nie den Humor verlierender Bursche Schneider sucht über die furcht- 
baren Stunden hinwegzuhelfen, indem er auf der Mundharmonika 
einen Schlager spielt. Die erwartete Granate kommt, trifft mit un- 
zähligen Splittern den Gardisten B a u m b a ch. Der Blutüberströmte, 
Sterbende hat nur die eine Frage: „Herr Leutnant, bekomme ich auch 
das Eiserne Kreuz?" Und sein Leutnant heftet es ihm auf die Brust, 
daß er selig sterben kann. So waren die „Kerle" von Berdun. Aber 
die Truppe bedurfte dringend der Ablösung. General v. Schenck war 
am 27. selbst zum Divisionsgefechtsstand nach Beaumont gekommen. Er, 
der am 18. August 1870 als 17jähriger Fahnenjunker die Fahne des 
I. Batls. „Franz" getragen hatte, empfing hier Eindrücke, die furcht- 
barer waren als die des Leichenfeldes von St. Privat, dem größten 
Bluttage deutscher Vergangenheit. In bewegten Worten schilderte 
*) Ihre drei Jnf.Regtr. weisen bis 2g. 2. folgende Verlustziffern auf: 
J.R. IIS—1127, J.R. 116—1203, I.R. 117—1008 Köpfe.
	        
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