Heldentum in der modernen Schlacht.
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griff nicht zu wiederholen, die Ausgangsstellung zu halten, als Major
Liman, I./Fa. 54, von seiner Beobachtungsstelle den errungenen Erfolg
meldete und dringend die Fortführung des Angriffs und Heranziehung von
Reserven forderte. Oberstlt. L u e d e r unterstellte I./12. unter Hptm. d. R.
G l e b e r dem Hptm. Strauß mit dem Befehl, den Angriff auf das
Dorf bis zur befohlenen Linie vorzutragen. Während 6./12 unter Lt.
d. R. W a l t h e r *) mit zwei M.G.-Zügen das eroberte Werk besetzt hielt
und Teile der 5./12 in einer Sappe nach Süden vorschob, wurden je ein
Stoßtrupp der 1. und 4.Komp. mit zugeteilten Fl.W. gegen den Dorf-
rand vorgeschickt. Im Schein des brennenden Dorfes frühzeitig erkannt
und unter Feuer genommen, mußten sie sich sprungweise zurückziehen.
Vom Fort hatte inzwischen Hptm. v. F r e y h o l d die 9. Komp.,
Lt. d. R. F e l d m a n n, in dem Graben dicht nördlich des Forts gegen
den Ostrand des Dorfes vorgeschoben, die 11. folgen lassen, die 12. da-
hinter in Reserve, die 19. an der Nordostecke des Forts bereitgestellt.
Einige 39 gefangene 9. Zuaven wurden aus Gräben und Unterständen
hervorgeholt. Die Spitze der 9. Komp. war nur noch 89 m vom Dorf¬
rande entfernt. Aber ein M.G., das den Graben genau der Länge nach
bestrich, verhinderte ein weiteres Vorgehen, so daß auch von hier aus
kein Erfolg gegen das Dorf erzielt werden konnte. Der Graben wurde an
der vordersten erreichten Stelle zugeschüttet und verbarrikadiert.
Die Verluste der 12er am 28. belaufen sich auf 249 Köpfe. 2./PL 3,
deren Züge schon mit F./12 am 22. und mit IL/12 am 23. schwere Tage
hinter sich und 69 Mann Verlust hatten, verlor heute erneut 1 Offz. und
39 Mann. Die Gefangenen aus dem Werk und den Blockhäusern vom
französischen I.R. 119 bezeichneten sich selbst als Elitetruppe. Sie äußer-
ten sich voll Grauen über die Furchtbarkeit der Beschießung, zugleich aber
voll Stolz, daß sie diese zwei Tage ertragen hatten. Heldentum in einer
Schlacht des 29. JahrhundertsI —
Es konnte nunmehr der höheren Führung nicht verborgen bleiben,
daß andere Wege einzuschlagen waren. So wichtig es gewesen sein mochte,
daß man den Feind nach den Erfolgen des 24. und 25. nicht zur Ruhe
kommen lassen wollte, und von einem kurz entschlossenen Zuschlagen
weitere Erfolge erhoffte, so zeigte sich jetzt doch, daß die Angriffe der
letzten drei Tage angesichts der Versteifung des feindlichen Wider-
standes, die durch den Einsatz frischer Kräfte erreicht war, in bedenk-
licher Weife überhastet worden waren. Die Truppe, die am 28. (vergl.
*) Er wurde am folgenden Tage durch Kopfschuß verwundet und starb am
10. März.