Der St. Privat-Sturm der 115«.
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zusammengewürfelten französischen Abteilungen, deren Kern Kompagnien
der Regimenter 31V und 327 bildeten, leisteten hier kaum noch Wider-
stand. Auf dem Wavrille hatte unser schwerstes Artilleriefeuer gelegen.
Sperrfeuer verhinderte ein Entkommen der Besatzung. In wahnsinniger
Angst ergab sich, was noch lebte. Die Gefangenenzahl an diesem Tage
wird bei der 5. I.D. auf 5Offz. und 538 Mann angegeben.
Schwerer wurde den Hessen das Eindringen in die Nordwestecke des
Waldes, die offenbar weniger von dem deutschen Artilleriefeuer gefaßt
worden war. Die 25. I.D. hatte das Leibgarde-Regiment 115 in der
gestrigen Gliederung zum Angriff angesetzt, I. rechts, II. links, 5./115, ver¬
längert durch 3./117, am linken Flügel gegen den Wavrille bis 300 m
östlich der Westspitze, gefolgt von ß.*) und 2./117, während 4./117 am
Südrande des Caures-Waldes zurückgehalten, H./117 herangezogen
wurde, um mit zwei Kompagnien ebenfalls dem linken Flügel zu folgen.
Auf ihn legte Genltn. Kühne den Hauptdruck. Er sollte nach Weg-
nähme des Westteils von Wavrille auf die Nordostecke von Beaumont
losgehen und dadurch erst den Anstoß zum frontalen Angriff geben.
Denn darüber waren sich alle Kommandostellen klar, daß dieser frontale
Angriff über das freie Gelände große Opfer kosten und allein nicht zum
Ziele führen konnte.
Dorf Beaumont lag auf einer nach Norden, Westen und Süden ab-
fallenden Höhe, dem westlichen Ende eines Höhenrückens, und war nach
Gefangenenaussagen in den letzten Tagen aufs stärkste als Stützpunkt aus-
gebaut worden. Am Dorfrande und an dem nach Norden abfallenden
Abhänge ermöglichten in mehreren Stockwerken übereinanderliegende
Gräben die denkbar stärkste Feuerwirkung. Ein Geflecht von Draht er-
streckte sich bis an den Südrand des Caures-Waldes. 1500 m hatte von
dort die stürmende Truppe über völlig ungedecktes, zweimal ab- und an-
steigendes Gelände unter doppelter Flankierung zu durchschreiten. Ein
St. Privat-Sturm, der der hessischen Garde bevorstand! Allerdings
unter einer unendlich vermehrten Feuerwirkung! Bataillon Keim
hatte die Leibkompagnie unter Lt. v. Wenz zu Niederlahn-
stein rechts, die 2. unter Oblt. d. R. v. S y d o w links in vorderer
Linie, die 3. sollte jener folgen, die 4. als Bataillonsreserve zurück-
bleiben. In musterhafter Ordnung, in drei Wellen hintereinander, haben
die vorderen Kompagnien den Waldrand verlassen. Da setzt das feind-
*)Bei allen drei Großh. hessischen Inf.-Regimentern führte die 1. Komp. die
Bezeichnung Leib-Kompagnie.