Volltext: Schreib das auf, Kisch!

ihren Tieren zeitlebens die Sättel nicht ab. Waren es aber Pferde 
von Bagage- oder Krankenwagen, die getroffen niedersanken, 
dann ließen die Kutscher die Fahrzeuge im Stich und liefen 
davon. Wozu sich plagen, die Pferde ausspannen und den 
Wagen aus dem Wege schleppen? Zu retten war er ja doch 
nicht! Und fluchend mußten die Dahinterfahrenden das Hin¬ 
dernis irgendwie beseitigen oder ausweichen, was ungeheuere 
Arbeit und neue Stockungen gab. Mehr als zweihundert ver¬ 
endete oder erst traurig und langsam ohne Gnadenschuß ver¬ 
endende Tiere umsäumten unseren Weg. 
Es war offenes Terrain, durch das wir flohen, und es gab 
keine Deckung vor den Schrapnellen. Wir konnten nichts tun, 
als — geduckt weiterlaufend — ihre Explosion über unseren 
Köpfen zu befürchten. Wenn ihr Flug in einem gelben Wölk¬ 
chen mehr als 30 Schritte von uns entfernt seinen Abschluß 
fand, wenn plötzlich das Sausen in den Ton des Niederprasseins 
überging, so strafften wir wieder erleichtert und aufatmend 
unsere Körper. 
Manchmal kamen wir durch Dörfer, und man konnte sich vor 
dem Regen von Elsenkugeln durch einen Sprung in ein Haus 
retten. 
Aber die Augen der Ortsbewohner waren eine neue Qual: sie, 
die bei unserem Vormarsch uns so haßerfüllt als den zukünf¬ 
tigen Mördern ihrer Gatten, Söhne und Brüder nachgesehen 
hatten, blickten uns nun mit offenem Hohn an, da wir, ge¬ 
schlagen, mit Mann und Roß und Wagen wieder aus dem Land 
zogen. 
Die Brunnen waren ausgetrocknet, die Soldaten drangen in die 
Häuser und schenkten sich aus den Branntweinfässern ein. 
Rakjaschnaps ist klar wie Wasser, und die Leute tranken ihn 
wie Wasser. Nach wenigen Schritten begannen sie zu lallen, zu 
taumeln und fielen hin. 
Jede halbe Stunde verstellte irgendein Stabsoffizier den Infan¬ 
teristen den Weg: wir hatten uns auf dem Straßenrand unter 
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