Volltext: Schreib das auf, Kisch!

zu feuern, von denen wir nichts sahen, als einen kleinen Erd¬ 
wall und das Mündungsfeuer der Flinten. Dennoch mußten 
unsere Schüsse drüben fühlbar geworden sein, denn die Serben 
zogen sich zurück, wobei wir sie eigentlich zum erstenmal zu 
sehen bekamen: manche krochen rückwärts, manche rannten 
gebückt davon, aber sie waren kaum eine halbe Minute in Sicht. 
Wir glaubten, daß sie sich bis zur Schanze zurückzogen, auf der 
sich das feindliche Geschütz bis jetzt stumm verhalten hatte. 
Schnell sprangen wir auf, um bei ihnen zu sein, bevor sie ihre 
Rückzugsslellung technisch verstärkten. Wir durchschritten ihren 
Schützengraben, darin zwei Tote, ein Sterbender und ein Mann 
mit zerschossenem Bein lagen, der flehend die Hände in die 
Höhe hob: wir mögen ihn nicht erschießen. Ein Infanterist blieb 
bei ihm zurück, wir anderen gingen weiter vor, ohne beschossen 
zu werden, und hofften schon, daß die Serben zurückge¬ 
gangen seien. 
Aber das war nur ein Trick. Sie wollten uns anrennen lassen, 
und wir — wir rannten an. Ganz plötzlich prasselten Schüsse 
auf uns nieder. Wir sahen im ersten Augenblick keinen Gegner, 
aber wir wußten sofort, wo er stecke. Hundert Schritte vor uns 
war eine niedrige Gartenmauer, stark verwittert. Dort hatten sich 
die Serben Löcher in das Mauerwerk gehackt, die sie als Schie߬ 
scharten benützten, oder ihre Gewehrläufe durchs Geröll ge¬ 
steckt. Jetzt konnte man die Einzelschüsse nicht mehr unter¬ 
scheiden, durch die ununterbrochene Aufeinanderfolge wurde 
das Pfeifen der Bleigeschosse zu einer gellenden Einheit. 
Rechts und links fielen unsere Leute leblos oder schreiend 
um, aber das allerärgste waren die Handgranaten, die vor uns 
und neben uns in schrecklicher Detonation explodierten und 
ihre Splitter weithin auseinander warfen. Diese Waffe kannten 
wir noch nicht, sie erfüllte uns mit Grausen. 
Nur eine Sekunde hatten wir gestutzt, nur eine Sekunde über¬ 
legt, ob wir flüchten sollten (wir sahen sofort, daß dies der 
sichere Tod wäre), nur eine Sekunde dauerte es, bevor wir uns
	        
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